DIE FALSCHEN GESICHTER

David B., Hervé Tanquerelle

Paris, 1971. Bei einem Banküberfall werden mehrere Menschen erschossen. Von diesem Gewaltausbruch aufgerüttelt, beschließen die überlebenden Bankräuber künftig nach historischem Vorbild ohne Blutvergießen mit falschen Bärten, Nasen, Schminke und Kostümen statt der klassischen Strumpfmaske auf Beutezug zu gehen.

Der Plan geht auf: Mehr als ein Jahrzehnt lang räumt die als „Masken“ bekannte Bande eine Bank nach der anderen aus. Listige Gangster, gewalttätige Trittbrettfahrer, korrupte Polizisten – wer gut und wer böse ist, weiß man dabei nicht immer so genau.

Von wahren Begebenheiten inspiriert, schaffen David B. und Hervé Tanquerelle einen Gangstercomic im Stile des französischen Roman noir, der die angstgeladene Atmosphäre mit detailreichem Zeichenstil und düsterer blau-schwarzer Koloration eindrucksvoll einfängt.

Außergewöhnlich ist die Rolle der Gruppe: Beschreibungen zwischenmenschlicher Beziehungen zielen nicht auf das Bandenmitglied als Individuum ab, sondern stellen die Bedeutung der Einzelperson für die Bande als Ganzes heraus.

Zwar werden die einzelnen Akteure mit ihrer Vorgeschichte und ihren Schwächen und Stärken kurz vorgestellt, eigentlich ist aber nicht vorgesehen, dass der Leser und Betrachter eine positive Beziehung zu einem der Akteure aufbaut.

Gefangen in der selbstgewählten Rolle und immer auf der Suche nach dem nächsten Kick, können die Masken nicht mit den Banküberfällen aufhören, obwohl sie finanziell eigentlich schon längst ausgesorgt hätten.

So erzählt „Die falschen Gesichter“ die spannungsreiche Geschichte einer Gruppe komplexbeladener Männer, die nach und nach feststellen, dass Geld allein nicht glücklich macht.