LA VIE EST UN LONG FLEUVE TRANQUILLE war Ende der 80er hierzulande mal ein kleiner Programmkinohit und begeisterte auch in seinem Heimatland die Zuschauer, danach konnte man noch einige Male im Fernsehen über ihn stolpern, wobei eine DVD eigentlich längst überfällig war.
Étienne Chatiliez, der danach den wundervollen TANTE DANIELE drehte, der auch noch auf seine DVD-Auswertung wartet, hat mit seinem Regiedebüt eine herrlich bösartige Komödie über den Zusammenprall von Bürgertum und Arbeiterklasse gedreht, in der zwei Familien Jahre später mit der Tatsache konfrontiert werden, dass eine Krankenschwester deren am selben Tag geborenen Kinder vertauscht hatte, um sich an ihrem Chef zu rächen, mit dem sie ein Verhältnis hat.
Als der sich zwölf Jahre später, als seine Frau endlich gestorben ist, immer noch nicht zu seiner Geliebten bekennen will, schreibt sie beiden Familien einen Brief und klärt sie über diese Vorkommnisse auf.
Das führt unweigerlich zu großem Chaos, und während die Proletenfamilie eher dadurch profitiert, dass man ihr Stillschweigen über den Vorfall erkauft, wird die gutbürgerliche Idylle des Stromwerkbesitzers Le Quesnoy durch den Kontakt mit einer komplett anderen Lebensrealität ziemlich in Mitleidenschaft gezogen.
DAS LEBEN IST EIN LANGER RUHIGER FLUSS ist aber kein platter Schenkelklopfer wie etwa die niederländische Proletenklamotte EINE FAMILIE ZUM KNUTSCHEN, sondern ist von einem eher tiefgründigeren, typisch französischen Humor durchzogen, ähnlich wie auch TANTE DANIELE, der in ähnlich anarchischer Form bissige Gesellschaftskritik übte.
Ein köstlicher, unbedingt sehenswerter Spaß der niveauvolleren Sorte, der auf der DVD in ordentlicher Bild- und Tonqualität präsentiert wird – die deutsche Synchro ist durchaus gelungen, französischen Ton gibt es allerdings auch –, ergänzt durch ein interessantes, recht langes Interview mit Étienne Chatiliez.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Thomas Kerpen