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DAS GROSSE LOS

Joris Mertens

Lange Jahre hat der Belgier Joris Mertens für Film und Fernsehen gearbeitet. Nicht weiter verwunderlich also, dass sein zweiter Comic nach dem Überraschungserfolg seines Debüts „Beatrice“ (das erst im September auf Deutsch bei Splitter erscheint) ein wenig wie ein Storyboard aussieht, in schnellem Kohlestrich gezeichnet und leicht verwaschen, aber sehr ausdrucksstark koloriert. „Das große Los“ spielt in einer namenlosen belgischen Stadt Mitte der Siebziger Jahre. Dort lebt der glücklose Protagonist François, ein alleinstehender Mann jenseits der fünfzig. Er verdient sich als Fahrer für eine Wäscherei seinen Lebensunterhalt, tippt seit Jahren die gleichen Zahlen im Lotto, pflegt abends ein Bier in seiner Stammkneipe zu trinken und traut sich einfach nicht, seiner heimlichen Liebe seine Gefühle zu gestehen. Dass sich das eines Tages schlagartig ändert, versteht sich gemäß Titel von selbst. Und ohne hier zu viel verraten zu wollen: Das Ende dieser zeichnerischen Hommage an die französischen Filme der Nouvelle Vague wird ziemlich tragikomisch. Eine mit viel Esprit und detailverliebtem Zeitgeist fesselnde Geschichte.