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DAS GRAB DER SONNE

Mit Nagisa Oshimas DAS GRAB DER SONNE (TAIYO NO HAKABA) beginnt die österreichische Firma Polyfilm eine DVD-Reihe mit 22, bei uns wenig bekannten japanischen Filmen aus den 40er, 50er und 60er Jahren, darunter drei weitere von Oshima, sowie DÄMON und DAS DORF DER ACHT GRABSTEINE von Yoshitaro Nomura, die äußerst interessant sind.

Neben Werken von Keisuke Kinoshita und Yasujiro Ozu, die eher mal was für verschnarchte Cineasten zu sein scheinen, aber vielleicht irre ich mich da ja auch. Oshima ist ja bei uns vor allem wegen IM REICH DER SINNE (1976), IM REICH DER LEIDENSCHAFT (1978) und MERRY CHRISTMAS MR.

LAWRENCE (1983) mit David Bowie bekannt, drehte aber schon in den Sechzigern fleißig Filme und war Mitbegründer einer japanischen „New Wave“, die sich linkspolitischen revolutionären Botschaften und der Darstellung gesellschaftlicher Missstände verschrieben hatte.

Das merkt man deutlich bei DAS GRAB DER SONNE, in dem Oshima ungeschönt die menschenunwürdigen Zustände in einem Slumgebiet von Osaka schildert, gefilmt in Cinemascope und knalligen Farben, aber dennoch äußerst naturalistisch.

Inmitten der Aufbauphase und des wirtschaftlichen Aufschwungs der Nachkriegsjahre, die für einen florierenden Schwarzmarkthandel sorgen, hier vor allem mit Blut. Mord, Diebstahl und Prostitution sind in dieser von der Restgesellschaft abgekoppelten Unterwelt ebenfalls an der Tagesordnung, hinter denen gewalttätige jugendliche Banden in bunten Hawaiihemden stecken und eine grausame Femme Fatale, die Oshima immer wieder in den Mittelpunkt rückt.

Das Problem an diesem Frühwerk ist leider, dass in DAS GRAB DER SONNE keine kontinuierliche Geschichte erzählt wird, sondern lose miteinander verbundene Episoden sprunghaft aufeinander folgen, die eine Identifikation des Zuschauers mit bestimmten Charakteren erschweren.

Dennoch ein provokantes, brutales und wütendes Porträt der japanischen Nachkriegsgesellschaft, verpackt in beeindruckend kraftvolle Bilder, das aber ein grundsätzliches Interesse an diesem Regisseur und dem japanischen Filmschaffen dieser Zeit voraussetzt, zumal die nihilistischen Botschaften von DAS GRAB DER SONNE wenig erfreuliches zu bieten haben.

Im Originalton mit deutschen Untertiteln in sehr guter Qualität auf DVD erschienen. Dazu gibt es ein informatives Booklet, das aber für die komplette Reihe erstellt wurde und nicht für jeden Film individuell.