„Das Geheimnis des blinden Meisters“ (Originaltitel: „Circle Of Iron“ oder auch „The Silent Flute“) besitzt eigentlich alle Ingredienzien für einen Kultfilm, denn die ursprüngliche Story dafür wurde von Bruce Lee geschrieben, der darin gleich vier Rollen spielen wollte.
Gedreht werden sollte der Film in Indien. Durch den Tod von Lee 1973 lag das Projekt dann aber erst mal auf Eis und wurde schließlich einige Jahre später in Israel umgesetzt, mit David Carradine anstelle von Lee, der die für diesen gedachten vier Rollen übernahm.
Laut Aussage von Lees Frau Linda Lee Cadwell muss das Endergebnis aber weit von dem entfernt sein, was die Kampfsport-Legende eigentlich im Sinn hatte. Und so wurde aus einem vermeintlichen Kultfilm einer dieser obskuren Flops der Filmgeschichte, den man zumindest einmal gesehen haben muss, um sich selbst ein Bild davon machen zu können.
Bereits vor ein paar Jahren erschien der Film hierzulande in ordentlicher Qualität auf DVD und wurde jetzt noch mal neu aufgelegt, erneut ohne die Extras der US-Veröffentlichung. Dabei ist „Das Geheimnis des blinden Meisters“ noch nicht mal ein richtig schlechter Film, denn die Idee, tumbe Kampfsport-Action mit philosophischer Note zu versehen, genauer gesagt den Lehren des Zen-Buddhismus, ist durchaus originell.
Zumal Christopher Lee, Roddy McDowall und Eli Wallach in Nebenrollen für echte Glanzpunkte sorgen können, vor allem letzterer wegen seiner „Mann im Ölfass“-Szene, die schon alleine den Film lohnt.
Insgesamt wirkt „Das Geheimnis des blinden Meisters“, als ob Alejandro Jodorowsky eine „Kung Fu“-Episode inszeniert hätte, und in dem der von Carradine gespielte mysteriöse blinde Meister denkwürdige Sätze wie „It’s hard to kill a horse with a flute.“ von sich gibt, was für den skurrilen Humor des Films spricht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #121 August/September 2015 und Thomas Kerpen