Wenn wir von Pirates Press Records sprechen, ist es nur logisch, dass wir bei einer LP nicht über ein Album im klassischen Sinne sprechen, sondern über eine 12“ mit fünf Songs und „Matte Varnish Printing“ auf der B-Seite. Das eigentlich zehn Songs umfassende Album der HUNTING LIONS wurde nämlich auf zwei Veröffentlichungen aufgeteilt, um Licht und Dunkelheit der Songs zu reflektieren, poetisch. Doch wozu schon wieder den Mund fusselig reden, wir wollen Sammlerstücke schaffen, die man auch bei Instagram posten und in drei Monaten doppelt so teuer weiterverkaufen kann, da muss ein wenig Hokuspokus schon sein. Bei den HUNTING LIONS finden sich Veteranen der SWINGIN’ UTTERS, BELTONES und US BOMBS zusammen, Sänger Ben Coleman kennt man von den ROADSIDE BOMBS. Hymnisch, melodisch, Refrain für alle und jedermann, bekannte Zutaten der 77-Punk-Bay-Area-Fabrik, die jedoch zu keinem Moment an die Klasse der eigentlichen Bands der Beteiligten heranreichen. Optik statt Substanz, austauschbar mit jedem anderen Liebling, der sich irgendwas zwischen COCK SPARRER und THE CLASH auf den Promozettel schreibt, das Produkt soll schließlich allen gefallen und das Punkrock Bowling in Las Vegas steht doch auch auf der Liste. Viele werden sich angesichts der genannten Namen und der wenig subtilen Vermarktung wohl trotzdem vor Freude überschlagen, es sei ihnen gegönnt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #168 Juni/Juli 2023 und Dirk Klotzbach
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #168 Juni/Juli 2023 und Lars Weigelt