DANNY COHEN

Shades Of Dorian Gray CD

Der alte Mann fasziniert mich: Über 60 ist er mittlerweile, hatte mit dem Tom Waits-Bassisten Greg schon 1961 eine wohl als Punk durchgehende Band namens CHARLESTON GROTTO (mit damals noch nicht sofortige Verhaftung nach sich ziehenden Songtiteln wie "Kill the teacher") und bringt seit ein paar Jahren regelmäßig faszinierende Platten auf Anti- raus.

"Shades Of Dorian Gray" (der Titel spielt eher mit Worten als auf Wildes Roman an) ist sein neuestes Werk, und auch hier ist es wieder Cohens zerbrechlich-schräher Gesang (eine Art Tom Waits mit Fistelstimme), der mich für die langsamen, schleichenden Songs einnimmt, die mir wie die Begleitmusik zu psychedelischen Schwarz-Weiß-Movies vorkommen.

All seine Lieder strahlen Traurigkeit und Melancholie aus, sind aber gleichzeitig schräg und verwirrend (was liegt da für eine V-Effekt über dem Gesang?), werden oft nur von dezentem Schlagzeugspiel und leisem Orgelschnurren getragen, sind einfach wunderschön und einzigartig.

Mag ja sein, dass es heute jede Menge mitteilungswütige junge Männer mit Gitarre und soliden Songwriterfähigkeiten gibt, aber jeden einzelnen von denen lasse ich für Mr. Cohen stehen oder sitzen, denn der ist einzigartig und hat etwas mehr vom Leben gesehen als Ex-Sänger beliebiger Emo-Bands.

(61:29) (9)