Der kanadische Superproduzent Daniel Lanois beglückt uns nach seinem 2003er "Shine" überraschend schnell mit einem neuen Album, nachdem er davor fast zehn Jahre keine eigene Platte gemacht hatte. "Shine" war schon eine recht ruhige Angelegenheit, "Belladonna" geht noch einen Schritt weiter, eine reine Instrumentalplatte mit besonderem Fokus auf sphärischen Pedal Steel-Sounds und den von ihm durchaus gewohnten Country- und Bluegrass-Elementen, was diesmal aber zu einer Rückbesinnung auf das musikalische Schaffen seines früheren Mentors Brian Eno führt.
Denn "Belladonna" ist so eine Art Bluegrass-Ambient-Platte geworden und in dieser Form fast Enos eigenen Platten in diesem Bereich überlegen, die oftmals eher emotional unterkühlt waren, während Lanois mit seinen 13 wirklich sehr schönen, filigranen Songs durchweg angenehme Empfindungen auslöst.
Was nicht ganz selbstverständlich ist, denn viele Ambient-Platten klingen doch eher, als ob man in einem Raum zwei gegenüberliegende Fenster aufgemacht hätte - Durchzugmusik halt. Mit "Belladonna" zeigt Lanois jedenfalls, dass er nicht nur ein guter Produzent, sondern auch ein hervorragender Musiker ist, der es sich durchaus leisten kann, seinen Sinn für guten Geschmack weit abseits des Mainstreams zu entfalten.
(08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #61 August/September 2005 und Thomas Kerpen
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