Ungefähr sieben Jahre hat man von den LEMONHEADS bzw. Evan Dando nichts mehr gehört, eine dieser Punk/Alternativerock-Ikonen, den auch fast mal die bösen Drogen dahingerafft hätten. Meiner Meinung nach war das auch gut so, denn Dandos laschen Gitarrenpop brauchte man echt nicht mehr, vor allem im Vergleich mit absoluten Klassiker-Platten wie "Lick".
Jetzt gibt es plötzlich Dando komplett solo. Netterweise bemüht er den Namen LEMONHEADS erst gar nicht mehr, um niemanden auf falsche Gedanken zu bringen, und ähnlich wie letztens bei Paul Westerberg hat man es hier fast mit einem kleinen Wunder zu tun.
Unter Mithilfe von Leuten wie Howe Gelb, John Convertino und Joey Burns (GIANT SAND, CALEXICO), Chris Brokaw (COME/CODEINE) und Jon Brion (Score-Komponist von Paul Thomas Andersons Filmen "Magnolia" und "Punch Drunk Love") entstand hier eine wundervolle, unrockige Singer/Songwriter-Platte mit subtiler Instrumentierung und originellen Songs, eben all das, was Dando damals mit den Post-"Lick"-LEMONHEADS zwar versucht, aber nie hinbekommen hatte.
Vor allem den Einfluss der GIANT SAND/CALEXICO-Connection hört man deutlich, die der Platte ein feines, wenn auch kunstvoll schräg daneben hängendes Country-Feeling verpasst haben, und das gut zu dem schon früher vorhanden, schwungvollen Pop-Flair von Dandos Songwriting passt.
Auf "Baby I'm Bored" präsentiert sich ein zwar melancholischer, aber durchaus optimistisch gestimmter Evan Dando, der hier scheinbar alles richtig gemacht hat, jetzt muss es nur noch irgendwer mitbekommen.
So eine feine Platte kann er gerne noch mal machen, die mit "Stop My Head" sicher einen der besten Songs enthält, die Dando in seiner Karriere geschrieben hat. (10/10)