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DÄMON

Nach einigen frühen Filmen von Nagisa Oshima erschien in der Japan-Reihe von Polyfilm jetzt mit DÄMON (KICHIKU) ein in deutschsprachigen Ländern bisher unveröffentlichter Film (dementsprechend gibt es wieder nur die deutsch untertitelte Originaltonspur) von Yoshitaro Nomura, von dem auch DAS DORF DER ACHT GRABSTEINE stammt.

In der Hauptrolle Ken Ogata, einer der ganz großen japanischen Darsteller, der vor zwei Jahren vom Westen eher unbemerkt verstarb, als Yukio Mishima in Paul Schraders MISHIMA: A LIFE IN FOUR CHAPTERS eine seiner ganz großen Rollen hatte und eher für die Charakterisierung recht zerrütteter Figuren bekannt ist.

So auch in DÄMON, in dem er einen verheirateten Mann spielt, der zusammen mit seiner Frau eine Druckerei betreibt und in eher ärmlichen Verhältnissen lebt. Eines Tages taucht seine langjährige Geliebte auf, mit der er drei Kinder gezeugt hatte, weil er sich in letzter Zeit finanziell nicht genug um sie gekümmert hatte und Sokichi Takeshita hat in Folge die drei Blagen am Hals.

Sehr zur Freude seiner Ehefrau, die diesen Betrug wenig erheiternd findet und fortan brutal und beinahe sadistisch ihren Frust an der fremden Brut auslässt, was soweit geht, dass sie ihren Mann zwingt, diese ein für allemal zu entsorgen.

Yoshitaro Nomura und Krimiautor Seicho Matsumoto gelang dabei ein zutiefst verstörender Film, der sich keinem konkreten Genre zuordnen lässt. Eine insgesamt recht deprimierende Milieustudie mit Elementen des Thrillers, die um die Frage kreist, was Eltern ihrem eigenen Fleisch und Blut alles antun können.

Ogata zeigt dabei sehr anschaulich die quälenden moralischen Konflikte seiner Figur, die hin und her gerissen ist zwischen pragmatischen Überlegungen, dass die drei Kinder nun mal keinen Platz in seinem Leben haben und erwachender Vaterliebe.

Sympathisch wird er einem dadurch noch lange nicht, nachvollziehbar ist die Misere des Druckers durchaus, wobei es ja eigentlich die beiden Frauen sind, die ihn dazu treiben, aus Rache für seinen Betrug an ihnen.

Das Böse ist also auch hier eine sehr relative Sache und Teil der menschlichen Existenz, und kann sich jederzeit unter bestimmten Umständen in sehr abstoßender Weise zeigen. Diese wenig erfreuliche Geschichte, die auch mit einem diskussionswürdigen Ende aufwartet, verpackt Nomura in eigenartig schöne Bilder – nicht der einzige japanische Film, in dem soziales Elend regelrecht schick und poetisch aussieht, was nicht heißt, dass er dadurch weniger realistisch wäre.

Auch wenn japanische Filme dieser Zeit durchaus sehr schwergängig sein können, kommt hier selten Langeweile auf. Nomuras Film bleibt gleichbleibend fesselnd, ohne dass man dabei von klassischen Spannungsmomenten à la Hitchcock sprechen könnte.

Für Freunde japanischen Kinos definitiv ein Muss, aber auch ansonsten kann man hier mal einen Blick riskieren, wenn man einen Sinn für Filmerlebnisse der etwas anderen Art hat. Zumal das behandelte Thema ja leider immer noch eine große Aktualität besitzt.