Foto

WOLFGANG BOCK

Cycles

Es gibt sie in jedem Genre, diese verkannten, in Vergessenheit geratenen Platten von Künstlern, die eher Fußnoten der Musikgeschichte blieben, aber zumindest einmal den richtigen Ton trafen. Im Bereich elektronischer Musik zählt dazu auch Wolfgang Bocks (eigentlich Wolfgang von Pappritz) 1980 auf Vinyl bei Telefunken erschienenes Debüt „Cycles“. Was Bock dann in den Neunziger Jahren veröffentlichte, war leider nur noch belanglose New-Age-Musik. Im recht gruseligen von Schlager und Klassik geprägten Telefunken-Programm war Bock sicherlich ein Fremdkörper, wobei zu seinen Labelmates auch Lindenberg, LA DÜSSELDORF oder AMON DÜÜL II zählten. Bock, der auch eines der ersten Bücher in Deutschland über Synthesizer verfasste, lieferte hier extrem melodische und stimmungsvolle Synthesizer-Soundscapes in Berliner Schule- und TANGERINE DREAM-Tradition ab, die durch den Einsatz von NEU!-artigem Drumming (Düsseldorfer Schule) deutlich lebendiger und spannender als vergleichbare Veröffentlichungen dieser Art klingen und fast schon eine abstrakte Synthpop-Qualität bekommen. Dass mit Klaus Schulze einer der Pioniere dieser Musik als Produzent beteiligt war, verleiht „Cycles“ noch einen ganz besonderen Reiz, die ich ohne lange zu überlegen, vielen TANGERINE DREAM-Platten der Achtziger sofort vorziehen würde. Zudem stammt das Cover vom Schweizer Surrealisten Urs Amann, der auch für einige Schulze-Cover verantwortlich war. Als Bonus gibt es auf der CD-Erstveröffentlichung von „Cycles“ noch den amüsanten Track „Wir fliegen ins All“ von einer Band namens HELICOPTER, hinter der auch Bock steckt, der damit unter dem Pseudonym Paul Flieger 1982 auf den NDW-Zug aufspringen wollte, doch dafür war das Stück wohl zu unkommerziell, passt aber dadurch gut zum Restalbum.