Simon Bonney lässt auf dem sechsten Album von CRIME & THE CITY SOLUTION und zehn Jahre nach „American Twilight“ seinen seelischen Abgründen freien Lauf – und derer gibt es zahlreiche. Man mag bei den sieben Songs auf „The Killer“, in Berlin mit Martin J. Fiedler aufgenommen, weniger an die frühen Alben der Band denken, und mehr an David Eugene Edwards (WOVEN HAND, 16 HORSEPOWER) und den 2022 verstorbenen Mark Lanegan, mit dem Simon Bonney bis zuletzt eng befreundet war. Das Album wurde laut Simon Bonney auch beeinflusst von BLACK SABBATH und Curtis Mayfield. Es folgt der steten Öffnung in die Katharsis von Bonney. Interessanterweise konstatierte er jüngst in einem Interview, dass Blues eigentlich nicht wirklich seine musikalische Heimat sei, das sei damals bei CRIME & THE CITY SOLUTION eher Rowland S. Howards Sache gewesen, sondern eher Country, was seinen Soloalben deutlich anzuhören ist. Der Song „Peace in my time“, ein elegisches Crescendo mit Streichern, erinnert an die Litanei der dunklen Trauer in der Art der kargen Instrumentierungen auf „Skeleton Tree“ von Nick Cave, mit dem fragilen Backgroundgesang von Violinistin Bronwyn Adams, der langjährigen Lebensgefährtin von Simon Bonney, die seit 1986 bei der australischen Band ist. Der Song handelt, so Simon Bonney, mehr von Akzeptanz als von Frieden, obgleich er klar sagt: „Ich glaube nicht, dass es jemals Frieden geben wird.“ Ein Fatalismus, der sich durch fast alle Alben der Australier zieht und auf dem Album „The Bride Ship“ (1989) eine Art Höhepunkt erreicht. „The Killer“ ist fokussiert auf die dunklen Themen, die sich im Leben manifestieren und wie die Menschen unter ihrem Schatten agieren, oder wie er es formuliert: „Es gibt eine Fassade von Normalität und Zivilisation, an der die Menschen festhalten, bis sie nicht mehr können.“ „The Killer“ ist inhaltlich auch im Zuge seiner Dissertation über die Situation in Afghanistan in den Siebziger und Achtziger Jahren und seiner jüngsten Arbeiten im Rahmen von Hilfsprogrammen im indopazifischen Raum entstanden. Im Laufe des Albums webt Bonney, der literarisch bereits auf Hunter S. Thompson als Einfluss referenzierte, immer wieder Bilder von unkontrollierbaren Naturgewalten in die Songs ein. Mit dabei ist Schlagzeuger Chris Hughes, der bei zahlreichen Alben von HUGO RACE & THE TRUE SPIRIT und Mick Harvey aktiv war. Letztlich sind es die menschlichen und seelischen Untiefen, die Simon Bonney behandelt und er hat seine eigene Lebensformel hierzu: „Ein Trauma ist nicht wie eine Narbe, sondern eine eitrige Wunde, die man einfach heilen lassen muss. Die Kunst kann dabei helfen.“ Das Album ist vermutlich eine Art Verarbeitungsprozess, die Leichen in seinen Träumen zu beherrschen oder zu bändigen, von denen er gleich im Opener „Rivers of blood“ singt.
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