Gebeutelt von unzähligen Lebenskrisen und Drogenproblemchen hat sie es doch noch mal geschafft, uns mit ihrem ersten richtigen Soloalbum zu beglücken, unser liebgewonnenes Rockbitch-Äquivalent zu Madonna, die Hollywood erprobte Schauspieler-Musikerin.
Interviews gab es im Vorfeld natürlich nicht, 50% der auf der Hand liegenden Fragen hätte die Rock-Diva eh nicht beantwortet, und die Platte selbst wurde ebenfalls lange zurückgehalten. Das letzte HOLE-Album "Celebrity Skin" von 1999 hatte ein paar schöne Songs, aber die Hälfte des Materials war leider nicht mehr als belanglos.
Wer allerdings erwartet hätte, dass "America's Sweetheart" eine völlig andere Courtney Love zeigen würde, kann sich diesen Wunschtraum abschminken, den Frau Love quengelt und kreischt wie man es halt kennt, unterlegt vom üblichen, fett produzierten Alternativerock mit einigen Metal-Anleihen, der bei "Celebrity Skin" nicht viel anders klang.
Das Schlimmste an Platten wie "America's Sweetheart" ist allerdings, dass sie einen in keiner Weise wirklich berühren, und da kann Courtney sich noch so viele Emotionen rauspressen, diese Platte ist nur ein Hochglanz-Kunstprodukt mit ein paar schönen Nummern wie "Sunset Strip", "Uncool" oder "Almost Golden".
Allerdings ist es schon traurig, dass Courtney beim Recycling ihres mageren Gesamtkunstwerks auf die ex-4 NON BLONDES Linda Perry (wie ich diese Band gehasst habe) sowie spätere Angestellte von Christina Aguilera zurückgreifen musste, tiefer kann man gar nicht mehr im Mainstream versinken.
"America's Sweetheart" ist Fastfood, ganz klar, und Courtney Love ein Stern, der inzwischen nicht mehr so doll leuchtet, wie noch vor ein paar Jahren. Das größte Armutszeugnis für Frau Love ist allerdings, dass sie ihre Lebenskrisen der letzten Jahre nur mit Hilfe von Scientology in den Griff bekommen hat, denen sie im Booklet auch brav denkt - neben Tom Cruise, wie passend -, und dafür gibt es ein dickes "Fuck you, Courtney!", aber in den Staaten sieht man das ja etwas lockerer.
Wirklich schön ist allerdings das Cover, wo man Love als Pin-Up-Barbarella-Engelchen mit Gitarre sieht, allerdings das einzig wirklich selbstironische Element an dieser Platte. (04/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #54 März/April/Mai 2004 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #115 August/September 2014 und Frank Weiffen