Foto

COPINES

Rolle

Illustration, Film, Musik, Foto – Johannes Kalden aka Rolle ist in fast allen Kunstformen zu Hause. Mit der analogen Fotografie aufgewachsen (sein Vater war Leiter der Dunkelkammerlabore an der Kasseler Uni), arbeitet er auch heute noch ausschließlich in Schwarzweiß und mit analogem Equipment.

„Copines“, sein erster reiner Fotoband, ist in zwei Hauptteile gegliedert: Im ersten Abschnitt finden sich Aufnahmen aus Fakulteta, einem Stadtteil der bulgarischen Hauptstadt Sofia und eines der größten Roma-Viertel Südosteuropas.

In ausdrucksstarken Bildern zeigt Rolle – im Gegensatz zu der sonst in diesem Zusammenhang oft dominierenden visuellen Hervorhebung des Elends –, dass Armut, selbstbewusstes Auftreten und Glück sich nicht zwangsläufig widersprechen.

Die zweite Hälfte dokumentiert jugendliche Skribbeleien an den Wänden des hauptsächlich von Nachfahren ursprünglich spanischstämmiger Roma bewohnten Quartier Saint-Jacques im französischen Perpignan.

Hier geht es nicht um Graffiti im künstlerischen Sinn, sondern um schnell dahingekrakelte Namen in Listenform, ganz auf Moment und Botschaft (Wer hat die meisten?) ausgelegt und nicht auf Schönheit bedacht.

Ähnlich den rein zufällig erhalten gebliebenen antiken Graffiti in Pompeji übernimmt der Fotograf hier die Rolle des Zufalls und hält die eigentlich nicht für die Ewigkeit bestimmten Kritzeleien fest.

Lebendige Menschen sind dabei nicht zu sehen und auch architektonische Elemente gelangen eher als unvermeidbares Beiwerk mit auf das Bild. „Fototagebuch“ nennt Rolle seinen Arbeitsstil selbst, als „soziale Fotografie“ bezeichnet es der Grafikdesign-Professor Gunter Rambow.

Ein gelungener Einstand für den Fotografen und auch für den frisch gegründeten Golden Press Verlag.