Peter Sasdys „Comtesse des Grauens“ („Countess Dracula“) gehörte zu den zahlreichen Veröffentlichungen der Firma Anolis von Filmen der britischen Hammer-Studios. „Comtesse des Grauens“ erschien bereits 2005 auf DVD, eine Blu-ray-Veröffentlichung von 2014 ist schon länger vergriffen, insofern ist die Neuauflage auf DVD und Blu-ray erfreulich, auch wenn das Bonusmaterial abgespeckt wurde. Deutsche Untertitel für die Originalfassung wurden aber übernommen. Neu ist hier die Episode „Villa mit Friedhof“ der TV-Serie „Thriller“ (bei Pidax als DVD-Box erschienen), die aber bis auf Darstellerin Ingrid Pitt nichts mit Sasdys Film zu tun hat. Gerade in den Sechzigern und Siebzigern war ja deutschen Filmverleihern kein Vermarktungstrick zu billig, insofern ist es verwunderlich, dass aus der Gräfin Dracula des Originaltitels die „Comtesse des Grauens“ wurde und man auf den verkaufsfördernden Namen des legendären Vampirgrafen verzichtete, während hierzulande gefühlt jeder zweite Italowestern zum Django-Film umgetitelt wurde. Die Hauptrolle übernahm die 1937 geborene Polin Ingrid Pitt, die mit ihrer Mutter das Vernichtungslager KZ Stutthof überlebte, und in den Siebzigern in England zum Horrorfilm-Star avancierte. Hatte sie in der Hammer-Produktion „Gruft der Vampire“ im Jahr zuvor noch eine „echte“ Vampirin gespielt, ist die von ihr verkörperte Gräfin Elisabeth Nadasdy gar keine Blutsaugerin. Diese der ungarischen „Blutgräfin“ Elisabeth Báthory nachempfundene Figur, die angeblich Hunderte von jungen Frauen ermorden und ausbluten ließ, entdeckt im 17. Jahrhundert eines Tages, dass sie durch das Baden in Jungfrauenblut ihre Jugend zurückerhält. Wie auch andere Filme von Sasdy ist „Comtesse des Grauens“ ein eigenwilliger Horrorfilm-Vertreter, bei dem sich Romantik, Historiendrama und Splatter handwerklich gelungen ergänzen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #168 Juni/Juli 2023 und Thomas Kerpen