COMSAT ANGELS

Waiting For A Miracle CD / Sleep No More CD / Fiction CD

Sheffield stand Anfang der achtziger Jahre tendenziell eher für Bands wie CABARET VOLTAIRE, CASSANDRA COMPLEX oder THE HUMAN LEAGUE und HEAVEN 17, als für den Sound der COMSET ANGELS, der ihnen intravenös von JOY DIVISION mit auf ihren Weg gegeben wurde und den sie mit ECHO & THE BUNNYMEN und THE SOUND teilten und kultivierten.

Der Name der Band - zuvor nannte man sich RADIO EARTH und eröffnete schon mal für PERE UBU - bezieht sich im Übrigen auf ein Buch von J.G. Ballard, jenen Schriftsteller, den auch Ian Curtis zu seinen Favoriten zählte.

Die drei ersten - und damit essentiellen - Alben der Band waren schlicht ein hemmungsloses und großartiges Schwelgen in Moll mit einer sehr ausgeprägten Neigung, nur wenig Licht in die schattigen Seiten des Lebens in der spröden Arbeiterstadt Sheffield zu lassen.

Das kleine aber feine Label Renascent hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schätze aus dieser Zeit zu heben und neu zu veröffentlichen - neben dem Frühwerk der COMSAT ANGELS finden sich auch die Wiederveröffentlichungen artverwandter Bands wie THE SOUND (deren BBC Recordings jüngst ebenfalls veröffentlicht wurden) und die Liverpooler Band THE WILD SWANS auf dem Label.

Die ersten drei Alben "Waiting For A Miracle" (1980), "Sleep No More" (1981) und "Fiction" (1982) der COMSAT ANGELS wurden jeweils mit acht Bonustracks versehen (im Wesentlichen Demo-Versionen und lediglich einer Live-Aufnahme) und im Originalcover neu aufgelegt.

Auf dem ersten Album ist das großartige "Independence day" (einschließlich einer Demo-Version des Songs sowie die ursprüngliche unveröffentlichte Version von "Postcard") und auf der zweiten CD - von den Fans stets als Höhepunkt der Band gewertet - "Sleep No More", findet sich quasi der Onyx der Band: "Dark parade" - ein tiefschwarzer Monolith im Geiste der frühen JOY DIVISION (nebst Demo-Version des Songs).

Obgleich das Stück nach Bekunden von Sänger Stephen Fellows nicht explizit politisch ist, verarbeitet er darin seine Eindrücke der Bilder von der Befreiung amerikanischer Geiseln im Iran, bei der 1981 einige hundert Tote zu beklagen waren.

Wer sich nicht alle drei Alben zulegen will, dem sei "Sleep No More" empfohlen, welches man sich ohne Zögern auf den Stapel mit THE CHAMELEONS und THE SOUND legen kann. Wirklich erstaunen mag es deshalb nicht, dass Bassist Kevin Bacon kürzlich die EDITORS und die ARCTIC MONKEYS (nach seiner Ansicht "Sheffield's finest self-motivated band since the ComSats!") zu seinen gegenwärtigen Favoriten zählt und er den Sound der COMSAT ANGELS eben auch bei INTERPOL deutlich heraushört.

Als hervorragende Übersicht eignen sich auch die in dieser Reihe ebenfalls veröffentlichten BBC Recordings ("Time Considerd As A Helix Of Semi-Precious Stones") mit 18 Stücken (unter anderem "High tide", "Independence day" und "Dark parade").

Als es um die Band Mitte der achtziger Jahre ruhiger wurde, fand sich ein ungewöhnlicher Fürsprecher in Gestalt von Robert Palmer, der die Band protegierte und ihnen einen neuen Vertrag bei Island Records verschaffte.

Zwischenzeitlich benannte sich die Band in DREAM COMMAND um und löste sich dann 1995 endgültig auf - nach einem neueren Interview mit Stephen Fellows wird die Möglichkeit einer Reunion nicht völlig ausgeschlossen.

Das Motto von Renascent spricht im Übrigen für sich und gilt als klare Empfehlung: "We hate cheap packaging so all our albums have high-quality sleeves and loads of extra notes and information." (9)