COLDER

Heat CD

Hinter dem Projekt COLDER verbirgt sich der in Paris ansässige Künstler Marc Nguyen Tan. Künstler deshalb, weil er sich hauptsächlich als Grafikdesigner und Videoproduzent verdingt. "Heat" - welch bedeutungsschwangerer Widerspruch - ist allerdings nicht der erste Ausflug in musikalische Gefilde, vor zwei Jahren erschien bereits das Debüt namens "Again".

Und irgendwie scheint es folgerichtig, dass die Musik eines Künstlers extravagant ist, schlichte Gitarrenmusik genügt offenbar den eigenen ästhetischen Ansprüchen nicht. Elektronische Musik ist es also, und zwar eine solche, wie man sie häufig auf Partys in weitläufigen Privatwohnungen oder bei der schlecht beleuchteten Vernissage eines jungen Nachwuchskünstlers hört.

Die Musik von COLDER zieht ihren Reiz aus der Monotonie, der Beat ist lässig, die Songs im Schlendertempo. Die Ästhetik der Wiederholung gewissermaßen. Die besonders aufregenden Momente sind die, in denen es etwas dubbiger wird, die weniger aufregenden solche, in denen einem der permanent geraunte Sprechgesang das Hörvergnügen verleidet, was leider ein paar mal zu oft geschieht.

Wäre das Ox nun ein Fachmagazin für elektronische Musik, dann würde ich vermutlich an dieser Stelle den Namen einer Szenestadt anbringen, bei dem sich das Fachpublikum umgehend ein Bild vom Sound machen könnte, aber das Ox ist nun mal ein Fachmagazin für Punkrock und dergleichen, weshalb ich mich da lieber nicht aufs möglicherweise dünne Glatteis begebe.

Deshalb bekenne ich mich zu meinem Laientum, werfe mit GUS GUS oder ROCKERS HIFI mal ein paar Referenzen ein, die mir richtig erscheinen und dimme stattdessen das Licht in meiner Wohnung, richte eine Taschenlampe auf meine Diskokugel und schmeiß mir was ein.

Oder ich gehe noch auf eine Vernissage. (54:15) (07/10)