Eine gute Story ist die halbe Miete (super Musik ist auch nicht unwichtig ...), wenn man für seine Band Aufmerksamkeit generieren will. Und eine gute (wenn auch nicht sensationelle) Story haben Jorrit Hermans (voc, gt), Steven Omblets (bs) Michel Becx (dr) aus Belgien. Vor zwanzig Jahren hatten sie zu Unizeiten mal eine Band, aber so recht wurde nichts daraus, und so wurden sie Werber, Dozent, Makler. 2019 fanden sie wieder zusammen, jetzt alle über vierzig, und begannen erneut gemeinsam Musik zu machen. Eine erste EP folgte, dann die verwegene Idee, mit Produzentenlegende Alex Newport an einem Album zu arbeiten, und offensichtlich hatte man Vorstellungen, auf die man sich einigen konnte – genau wie der britische Musikmanager Stephen Budd. Wir wissen: Gute Musik ist das eine, diese auch bekannt zu machen und die richtigen Leute zu kennen, das andere. Wie auch immer, die in den USA immer noch existierende College-Radio-Landschaft stand auf die Band, wie so oft gilt der Prophet im eigenen Lande (remember: Belgien) wenig, und so kam auch mit Renaissance noch ein US-Label ins Spiel. Genug der Story, zur Musik, die mich schnell in Beschlag genommen hat: CMON CMON schaffen es, eine schläfrige Grundstimmung mit sonnigen Melodien und smoothen Harmonien zu verbinden, dabei aber nie schlaff und banal zu wirken. Sie wirken wie BEACH BOYS-Songs im THE JESUS AND MARY CHAIN-Remake, aber ohne die Schärfe letzterer. Ist die Musik von 2023 oder von 1993? Ich könnte es nicht sagen. Sie ist zeitlos, frei von modischem Schnickschnack, und hat unter der sahnigen Oberfläche genau diesen Shoegaze-Wumms, der erahnen lässt, dass CMON CMON live erheblich lauter sind als auf Platte. THE POSIES fallen mir in diesem Kontext ein, ihr famoses „Dream all day“, und wer beim aktuellen BLUR-Album eine Spur mehr Biss vermisst, findet den hier. Und jetzt bekommt das Album noch einen Durchlauf, und noch einen ...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #170 Oktober/November 2023 und Joachim Hiller