CLOVERFIELD

CLOVERFIELD war der Medienhype dieses Jahres und der Versuch, ähnlich wie bei THE BLAIR WITCH PROJECT vor knapp zehn Jahren, ein filmisches Erlebnis zu generieren, das "larger than life" ist, ein Mythos.

Das funktioniert natürlich nur so lange niemand weiß, worum es eigentlich geht, und so gab es im Vorfeld von CLOVERFIELD nur einen Trailer, in dem der abgetrennte Kopf der Freiheitsstatue durch eine Straße von New York rollte und schließlich einen Filmtitel, mit dem niemand etwas anfangen konnte.

Zugegeben, ein faszinierendes Marketingkonzept, hinter dem J.J. Abrams steckte, seit der Fernsehserie "Lost" der neue Wunderknabe der amerikanischen Filmindustrie. Aber irgendwann muss man die Katze aus dem Sack lassen und so entpuppte sich CLOVERFIELD als der aufgeblasene Hype, den man schon vermutet hatte.

Das beginnt eigentlich schon beim Plakatmotiv mit der kopflosen Freiheitsstatue, an sich nur ein Rip-Off von ESCAPE FROM NEW YORK, auf dessen Postern man bereits schon mal den abgetrennten Kopf von Miss Liberty bewundern durfte.

Und auch der komplette Film steht nur im bereits bekannten Bemühen, den Zuschauern ein realitätsnäheres Kinoerlebnis zu bescheren, und zwar wieder in Form von wackeligen Videobildern, die man zuletzt auch bei Romeros DIARY OF THE DEAD, Jaume Balaguerós [REC] und einigen anderen Streifen geliefert bekam.

Insofern steht und fällt die Glaubwürdigkeit von CLOVERFIELD mit der Akzeptanz seiner Grundidee, die einem weismachen will, dass jemand permanent die Kamera mitlaufen lässt, während um ihn herum New York von einer anfangs anonymen Bedrohung in Schutt und Asche gelegt wird und er dabei in ständiger Lebensgefahr schwebt.

Das ist natürlich kompletter Unsinn, ganz zu schweigen von der Auflösung des Ganzen, das kennen wir doch schon von THE BEAST FROM 20.000 FATHOMS seit den 50ern. In dieser Hinsicht war THE BLAIR WITCH PROJECT der weitaus cleverere Film, denn er ließ den Zuschauer konsequent darüber im Unklaren, was Sache ist, während die kreativen Köpfe von CLOVERFIELD mal wieder das Monster im Wandschrank bemühen, die Tür allerdings zu weit auflassen und eindrucksvoll unter Beweis stellen, wie schlechte CGI-Effekte der Glaubwürdigkeit eines Films das Wasser abgraben können.

Sehenswert ist CLOVERFIELD allerdings dennoch, denn trotz seiner Ungereimtheiten gelingt ihm tatsächlich ein hyperrealistisches Szenario, bei dem man wirklich das Gefühl hat, auf der zusammenbrechenden Brooklyn Bridge zu stehen, was im Kino sicher besser als auf DVD funktioniert.

Das permanente Gewackel und die unangenehme Geräuschkulisse ist ein Großangriff auf die Sinne des Zuschauers, sicher auch beeinflusst durch die Bilder des 11. September, insofern reichen die gut 70 Minuten des Films auch wirklich aus, denn das ist schon anstrengend genug.

CLOVERFIELD mag kein ernstzunehmender Film mit echten Charakteren und tiefschürfender Story zu sein, sein visuell beeindruckendes Achterbahn-Feeling ermöglicht auf jeden Fall eine temporäre Realitätsflucht, auch wenn J.J.

Abrams eventuell das Gegenteil im Sinn hatte. Geradezu absurd waren allerdings Gerüchte, dass angeblich ein zweiter Film geplant sei, das hatte ja schon mit THE BLAIR WITCH PROJECT überhaupt nicht funktioniert.

Seit Ende August mit einer überschaubaren Menge an Bonusmaterial inklusive Audiokommentar von Regisseur Matt Reeves auf DVD erhältlich.