PABLO

Clément Oubrerie, Julie Birmant

Eigentlich ist der Titel dieser Gesamtausgabe relativ eindeutig, so mag es überraschen, dass die eigentliche Hauptfigur dieser Graphic Novel nicht Pablo Picasso, sondern Fernande Olivier ist. Sie ist Erzählerin der Geschichte Picassos und der rote Faden der Handlung, nachdem sie den jungen Künstler während seines ersten Besuchs in Paris kennen lernt und zu seiner Muse und Geliebten wird.

Man erlebt mit ihr Picassos Sinnkrisen, Höhenflüge, wahnsinnige Anfälle und begegnet so ziemlich jedem relevanten Künstler dieser Epoche. Die Zeichnungen fangen mit ihrer gedeckten Farbpalette die dreckigen Ateliers am Montmartre und die stilvollen Wohnungen der Kunstsammler mit viel Atmosphäre ein, verzichten bei den Personen angenehm auf krampfhaften Realismus.

Grafische Highlights sind die Seiten, auf denen Oubrerie die starre Aufteilung der Panels aufbricht, um Picassos Visionen darzustellen. Leider verliert die Story im Mittelteil etwas an Spannung – ohne große Kenntnis der Kunstszene in Europa werden die Gespräche und Beziehungskrisen zwischen Pablo und Fernande etwas ermüdend.

Mit der steigenden Aufmerksamkeit, hauptsächlich im Zuge der Fertigstellung des kubistischen Gemäldes „Les Demoiselles d’Avignon“, nimmt die Handlung wieder Fahrt auf. Das Ende kommt dann mit dem Aufstieg Picassos zu Weltruhm allerdings sehr abrupt, zeitgleich endet hier ebenfalls die künstlerische sowie private Beziehung der beiden und Fernande führt fortan ein Leben abseits der Öffentlichkeit.

Trotz der Längen im Mittelteil ist „Pablo“ ein gelungener Band, der letztendlich aber besser als Geschichte über die Pariser Kunstszene um 1900 funktioniert denn als Biografie der Anfangsjahre von Pablo Picasso.