CLIFFHANGER

„Cliffhanger“ ist ein schönes Beispiel für die Idiotie des deutschen Jugendschutzes. Seit 1994 stand der Titel in der ungeschnittenen, „ab 18“ freigegebenen Fassung auf dem Index, war also nicht frei verkäuflich.

20 Jahre später macht es der Zeitgeist plötzlich möglich, dass der Film nun nicht mehr als sozialethisch desorientierend gilt und „ab 16“ ungeschnitten überall käuflich zu erwerben ist. Wertewandel gut und schön, aber nur weil das Mainstream-Angebot ruppiger und die Sehgewohnheiten sich verändert haben, sollte das Begriffe wie Moral und Ethik doch eigentlich nicht betreffen.

Dennoch erfreulich, dass mit Renny Harlins „Cliffhanger“ jetzt einer der besten Actionfilme der Neunziger dem Giftschrank des deutschen Jugendschutzes entrissen wurde. Zu dieser Zeit galt der Finne noch als aufstrebendes Regietalent im Actionbereich und hatte drei Jahre zuvor „Stirb langsam 2“ gedreht, fabriziert inzwischen aber überwiegend redundante B-Ware.

Unter dem Strich ist „Cliffhanger“ zwar tatsächlich nur eine Art „Stirb langsam“ in den Rocky Mountains, aber dafür ist die Inszenierung von Harlin so intensiv, dass man die dünne Story und allerlei Unglaubwürdiges gerne in Kauf nimmt.

Bedauerlich ist auf jeden Fall bei „Cliffhanger“, dass zugunsten eines R-Ratings fast jede Gewaltszene gekürzt wurde, der Film ursprünglich also um einiges länger und härter war. Diese Fassung kursiert im Internet nur als qualitativ äußerst bescheidener Workprint.

Neben Stallone als traumatisiertem Bergsteiger, der es in schwindelerregender Höhe und bei eisiger Kälte mit einigen Superganoven aufnehmen muss, glänzt hier vor allem John Lithgow als skrupelloser Bösewicht.

Kann man sich immer wieder anschauen. Sehr schön ist auch, dass die remasterte Neuauflage von StudioCanal mit einem Wendecover aufwartet, auf dem sich das alte, wesentlich schickere Original-Motiv befindet.