CLEAN, SHAVEN

Mit dem spärlichen Schaffen des Amerikaners Lodge Kerrigan hatte ich mich bisher noch nicht intensiver beschäftigt, auf jeden Fall Eindruck hinterlassen hatte dessen Regiedebüt CLEAN, SHAVEN. Ein Werk, das deutlich zwischen den Stühlen von experimentellem Kunstkino und Genre-Film sitzt, aber über seine knappe Laufzeit von gut 70 Minuten zu einer äußerst verstörenden Erfahrung wird.

Nicht unbedingt, weil Kerrigan hier eine besonders tolle Geschichte zu erzählen hätte, sondern durch die Art und Weise, wie der Regisseur Bild und Ton nutzt, um die Gefühlswelt eines paranoiden Schizophrenen namens Peter Winter für den Zuschauer greifbar zu machen.

Der wird von Peter Greene (der Bösewicht aus DIE MASKE) gespielt, der ein wenig an Peter „Robocop“ Weller erinnert. Besagter Peter Winter wird zu Beginn des Films aus einer Heilanstalt entlassen und modifiziert erst mal bizarr seinen Wagen, indem er fast alle reflektierenden Flächen wie Glas oder Spiegel überklebt.

Anschließend begibt er sich auf die Suche nach seiner kleinen Tochter, die offenbar in der Zwischenzeit von jemand adoptiert wurde, wegen Winters Gesundheitszustand und dem Tod von dessen Frau – die genauen Umstände bleiben allerdings im Dunklen.

Parallel dazu ist ein Detective einem Kindermörder auf der Spur, bei dem es sich seiner Meinung nach um Winter handelt. Wer hier einen konventionellen Thriller oder Serienkillerfilm erwartet, wird von dieser einfühlsamen Charakterstudie wohl eher enttäuscht werden, denn Kerrigans mit kleinem Budget gedrehter Arthouse-Schocker lebt vor allem von Greenes beängstigender Performance, der den Wahnsinn seiner Rolle in schmerzhafter Intensität auf die Leinwand bringt.

Kein ganz einfacher Film, aber sehr sehenswert, und auf der frisch erschienenen DVD mit einem Audiokommentar mit Kerrigan und Steven Soderbergh versehen.