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CHUCK PROPHET

The Land That Time Forgot

Chuck Prophet, der ab 1985 bei GREEN ON RED Gitarrist war, und THE DREAM SYNDICATE-Frontmann Steve Wynn gehörten für mich in den letzten Jahren immer zu den verlässlichsten Größen im Bereich Alternative Country, zumal beide ihre Wurzeln in der Achtziger-Jahre-Paisley-Underground-Musikszene von Los Angeles haben. Aber auch in scheinbar sicheren Gewässern ist man nicht vor Enttäuschungen gefeit und so entpuppte sich „The Universe Inside“, das diesjährige dritte THE DREAM SYNDICATE-Album seit ihrer Reunion im Jahr 2012, als ermüdend unfokussiertes Improvisationsrockgedudel, das so gut wie gar nichts mit den anderen Platten der Band zu tun hatte. Das erste Album mit Beteiligung von Wynn, das man wirklich nicht brauchte. Dafür enttäuscht Prophet auch diesmal wieder nicht als eleganter Geschichtenerzähler und Entertainer, drei Jahre nach dem „California Noir“ (wie es Prophet nannte) von „Bobby Fuller Died For Your Sins“. Prophets oft stilistisch gewagte und originelle Erweiterung dessen, was amerikanische Traditionsmusik ausmacht, hält sich auf „The Land That Time Forgot“ sehr in Grenzen. Und so dominiert die Songs oft entspannter, extrem geschmackvoll instrumentierter, nostalgischer Country-Pop, bei dem immer Prophets Gespür für eingängige melodische Momente erkennbar wird, der sich hier von einer fast introspektiven Seite zeigt, ohne dabei kitschig zu klingen. Der Harmoniegesang von Gattin Stephanie Finch sorgt auch auf „The Land That Time Forgot“ wieder für schöne Akzente, vor allem bei hitverdächtigen Stücken wie „Marathon“ oder „Best shirt on“. Der Plattentitel ist übrigens angelehnt an den gleichnamigen Roman von Edgar Rice Burroughs über die fiktive Insel Caprona, wo die Evolution individuell verläuft, entstanden 1918, als auch die USA Opfer der Spanischen Grippe wurde. Irgendwas muss Prophet sich dabei wohl gedacht haben, so wie beim offensichtlich an Trump adressierten letzten Song „Get off the stage“.