IN DER NPD

Christoph Ruf, Olaf Sundermeyer

„Nazis raus!“ ist schnell gebrüllt, und dass keiner die mag ist auch klar, doch wer jenseits von Antifa-Parolen die (geistige) Auseinandersetzung mit den neuen Nationalsozialisten sucht, hat es gerne etwas fundierter und detaillierter.

Denn dass die Ideologie von NPD, DVU, Autonomen Nationalisten und freien Kameradschaften stinkt, steht außer Frage, doch das Problem ist eben komplexer, als mittels „Nazis raus!“-Gegröle deren Deportation nach Thule oder sonst wohin zu fordern.

Die Typen sind unter uns, in Betrieben, in Fußballvereinen, bei der Freiwilligen Feuerwehr – und auch in Parlamenten, auf Gemeinde- wie Landesebene (Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern). Und: Nach der Lektüre dieses Buches ist einem klar, dass leider nicht damit zu rechnen ist, dass die nationalsozialistischen Wiedergänger so schnell wieder verschwinden.

Der braune Spuk ist eben keiner, sondern eine gesellschaftliche Realität. Die Journalisten Olaf Sundermeyer (u.a. FAZ, WDR, RBB) und Christoph Ruf (Spiegel Online) haben sich in den letzten Jahren intensiv mit der NPD und ihrem Umfeld beschäftigt, kommen immer wieder auf den Einzug der Partei in den Landtag von Sachsen zurück und zeigen auf, wie der rechte Marsch durch die Institutionen, der Zugang zu Fraktionsgeldern speziell über den Landtag in Sachsen, von den Rechten genutzt wird, um ihre Basis zu verbreiten.

Ruf und Sundermeyer moralisieren in ihren Reportagen nicht, sie haben genau beobachtet bei ihren Recherchen, waren auf enger Tuchfühlung mit NPD-Basis und -Führung. ohne dabei à la Wallraff investigativ zu arbeiten.

Das Resümee ist erschreckend: Die NPD gibt sich nach außen hin moderat (so „moderat“ das eben für eine ein extrem rechte Partei geht), doch hinter verschlossenen Türen träumt man von der Machtergreifung und dem großen Aufräumen unter den politischen Gegnern.

Ruf und Sundermeyer bleiben im Ton immer sachlich, nur hin und wieder wird mit leichtem Sarkasmus kommentiert, und dieser angesichts der erschreckenden Erkenntnisse sachliche Ton ist es, der dieses Buch jenseits so vieler polemischer Texte zum Thema so ernüchternd und erschreckend macht.

So ist es zwar unwahrscheinlich, dass die NPD 2009 in den Bundestag einzieht, doch die Landtage und Erfolge bei den Kommunalwahlen, auf die die Partei angesichts bekannt desolater Finanzen angewiesen ist, reichen denen vollauf aus.

Was zu tun bleibt: Nazis bekämpfen, mit Worten und Aktionen. Nazis und ihre Wähler leben in den gleichen sozialen Strukturen wie wir, da gilt es anzusetzen. Argumentieren und diskutieren, aber auch dafür sorgen, dass sie in Vereinen und in Betrieben die Fresse halten – und wer sagt denn, dass man einem Nazi als Kollegen oder Kunden nicht eindeutig klarmachen kann, dass für ihn kein Platz ist in unserer Gesellschaft?