Nenn mich mutig, denn die erste LP der Spanier ging mir ziemlich auf den Sack und ward seither nicht mehr gehört. Normalerweise gebe ich einer solchen Enttäuschung keine zweite Chance, aber wenn mir Leute mit gutem Geschmack versichern, dass es sich hier um was Besonderes handelt, dann siegt die Neugier.
Musikalisch wünsche ich demjenigen, der versucht, diese Band einzuordnen, jedenfalls frohe Feiertage, denn wie ordnet man etwas ein, das sich jeder Hörgewohnheit entzieht und jeden Stil gekonnt mit Füßen tritt? Der Grundtenor ist punkiger Natur, wechselt aber schlagartig eine andere Richtung, wenn jemand mit einer Mundharmonika oder einem Eierschneider den Aufnahmeraum betritt.
Was mit Discoorgel beginnt, wird kurz danach ausgeblendet und eine Dampfwalze rollt stampfend über den Dancefloor, die wenig später von einem nölenden Saxophon begleitet wird. Dass der Song dennoch rockt wie die Sau, dafür sorgen zwei Schlagzeuger, gefühlte vier Gitarren und ein Sänger, der nebenberuflich locker in jeder Hatecoreband anfangen könnte.
Ein echtes Hörerlebnis, wuchtig produziert wie ein 12-Tonner, der durch eine Fußgängerzone pflügt und dabei die peruanischen Pan-Zeckendecken, den Drehorgelspieler und ein paar Musikstudenten unter sich begräbt.
Eine solche Respektlosigkeit vor den verschiedensten Stilrichtungen gab es seit den Anfangstagen der Red Hot Chili Peppers oder den Big Boys nicht mehr, und Letztere werden konsequenterweise auch mit einem Coversong bedacht.
Zu allem Überfluss ist die Platte auch noch wunderschön in eine rote Hülle verpackt, die aus dem 3D-Covermotiv (vordergründig ein schreiender Pavian) einen mächtigen Gorilla zaubert. Sehr schön, sehr genial ...
sehr, sehr geil!!! Fortgeschrittene Zuhörer sollten bedingungslos zugreifen, denn die Platte ist auf ganze 500 Exemplare limitiert! (9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #66 Juni/Juli 2006 und Kalle Stille
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #63 Dezember 2005/Januar 2006 und Joachim Hiller