Im Gegensatz zu „Latino Art Collection“ finden sich in „Chinese Tattoo Art“ fast durchgehend Fotos von realen Tätowierungen. Ausführlich wird auf den ersten Seiten dieses Bandes die Geschichte der chinesischen Tattoo-Kultur mit ihren tausende Jahre zurückreichenden Wurzeln aufgezeigt und die Bedeutung einst und heute erläutert sowie die Beeinflussung durch und von japanischer und westlicher Tattoo-Art.
Passend dazu werden 30 wichtige, klassische Motive chinesischer Tätowierkunst, ihre Geschichte und Bedeutung erläutert, etwa Kröte, Lotus, Drache und Schlange. Ergänzend dazu wird der taiwanesische Tätowierer And Shou interviewt (wie auch die anderen hier Vorgestellten), dessen Auskünfte ebenfalls sehr erhellend sind.
Absolut beeindruckend sind dann natürlich die exzellent fotografierten Werke. Wenn man diese oft großformatigen, meist sehr bunten Hautbilder betrachtet und sie mit dem vergleicht, was man hierzulande oft an Drachen über die Arme junger Männer kriechen sieht, wird klar, dass man, um solche Bilder in der hier dargestellten Qualität gestochen zu bekommen, wohl die Reise nach Taiwan oder nach Peking antreten muss – die Adressen der Tattoo-Studios finden sich im hinteren Teil des Buches.
Dass man zudem mit der Assoziation chinesischer Tattoos mit überstrapazierten Drachen-Motiven ziemlich falsch liegt, erkennt man beispielsweise an den faszinierenden Beispielen floraler Motive oder solcher aus der traditionellen chinesischen Oper.
Wie bei den anderen Reuss-Tattoo-Büchern besticht auch hier die hohe Qualität der Fotografie und deren Reproduktion – die Ethnologen der Zukunft werden dankbar sein für dieses Bildmaterial.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #99 Dezember 2011/Januar 2012 und Joachim Hiller