CHERNOBYL

Wenn man aktuelle Berichte darüber liest, dass in Großbritannien zehn Kernkraftwerke marode und technisch überholt sind, fällt es einem schwer, die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl nur als über 30 Jahre zurückliegendes geschichtliches Ereignis zu betrachten.

Da können einem deutsche Kraftwerk-Betreiber zehnmal versichern, dass so etwas hierzulande niemals passieren könnte. Als ob Radioaktivität an Ländergrenzen halt machen würde, das hatte man ja bereits bei der von weit entfernten Gegend um Tschernobyl ausgehenden Strahlung sehen können.

Auch heute gibt es noch eine Sperrzone um das Kernkraftwerk in Tschernobyl mit einem Radius von 30 km. So viel zu unserer strahlenden Zukunft, zudem gab es ja letztens noch Fukushima. In Deutschland wurde man damals wohl überwiegend im Dunklen über die wahre Dimension der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl gelassen.

Ich kann mich jedenfalls nicht an eine panikartige Weltuntergangsstimmung erinnern, zumindest nicht in dem Maße, wie sie durchaus berechtigt gewesen wäre, wenn man sich die fünfteilige Miniserie „Chernobyl“ des Senders HBO ansieht, die inzwischen auf DVD und Blu-ray erhältlich ist.

„Chernobyl“ verbindet dabei auf brillante Weise Fakten und Fiktion und verdichtet die realen Ereignisse in Tschernobyl zu einem unglaublich intensiven Horror-Thriller ohne Happy End, gegen den die zahlreichen Katastrophenfilme der 70er wie Beiträge fürs Kinderprogramm wirken.

Im Mittelpunkt steht dabei der Wissenschaftler Waleri Legassow, der von der russischen Regierung als Experte bei der Eindämmung dieser Katastrophe hinzugezogen wurde, und der auch die Gründe dafür herausfinden sollte.

Bei der detaillierten Aufarbeitung dieser Katastrophe schockiert es einen vor allem, wie die Sowjetunion damals kaltschnäuzig den grausamen Strahlentod Tausender von Menschen in Kauf nahm.