Ein Mann mit Visionen, die ihm fast genommen worden wären. Charley Crockett wollte, nachdem er sich einer lebensgefährlichen Herz-OP unterziehen musste, ein Country-Album herausbringen, das die Art, wie über diese Art von Musik kommuniziert wird, grundsätzlich verändern sollte. Das sind hohe Ziele, die sich der Mann gesteckt hat. Nun kann man auch das Eis nicht neu erfinden, aber man kann eine Sorte kreieren, die geschmacklich und von den Aromen her bisherige Sorten nicht zwingend in den Schatten stellt, aber dennoch hervorragend schmeckt. Crockett hat hier nichts Neues erfunden, aber er geht in eine Zeit zurück, bevor Honky Tonk und Country einen Weg eingeschlagen haben, der ihrem Ursprung nicht mehr gerecht wurde. Crockett erzählt nicht nur düstere Geschichten von Spielern und anderen Outlaws, sondern bringt dazu noch den richtigen Soundtrack. Hervorheben muss man an dieser Stelle noch seine Stimme, die einerseits in eine Art Erzählton verfällt, was das Gefühl eines Films für die Ohren verstärkt, aber auch mit einer lässig anmutenden Langeweile daherkommt, welche ihrer Eindringlichkeit keinerlei Abbruch tut.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Claus Wittwer