Nach einigem Hin und Her erscheint also doch noch auf Ignition und nicht auf Doghouse posthum das definitiv allerletzte CHAMBERLAIN-Werk. Und wer auf eine Rückkehr zu Zeiten von "Fate's Got A Driver" hofft, weil er schon mit "The Moon my saddle" nichts mehr anfangen konnte, wird wohl besser die Finger von diesem Werk lassen.
Denn die selbst beim letzten Album nur noch spärlich vorhandenen Bruchstücke der alten, dem Emo verpflichteten CHAMBERLAIN sind hier völlig verschwunden. Ein lupenreines Rockalbum ist es geworden, mit einem klaren Country Einfluss und deutlichen Parallelen zu Größen wie BOB DYLAN oder auch, ob man es glaubt oder nicht, zu BRUCE SPRINGSTEEN.
Obwohl mir der Vorgänger sehr gut gefallen hat, musste ich doch beim neuesten Werk auch erst mal erstaunt aufhorchen. Diesen deutlichen Schritt und auch den Mut ein reines Rockalbum aufzunehmen, hatte ich nicht erwartet.
Doch lässt man sich auf CHAMBERLAIN ein, eröffnet sich einem ein wunderbares Werk. Die leicht rauhe Stimme von David Moore und die warmen Gitarrenläufe von Adam Rubenstein erzeugen eine fast schon andächtige Stimmung.
Selbst vor dem Einsatz von Mundharmonika und Klavier schreckt man nicht zurück, und tut gut daran. Denn Songs wie "Lovely and alone" und besonders "Hey, Louise" sind einfach zeitlos grandiose, ehrliche Songs, die sich nur so in den Gehörgang fressen.
Der Atmosphäre des Album sehr zuträglich ist auch, dass einige Lieder nie mehr über einen 4-Track Aufnahmestatus hinausgekommen sind. Der Qualität des Albums tut das keinen Abbruch, es passt sogar hervorragend zu der Musik.
Und mit Sätzen wie "tracks recorded at Big Brown, an old log cabin in the deep woods of Brown County, Indiana" ist doch eigentlich schon alles gesagt. Ein wahrhaft würdiger Abschied für CHAMBERLAIN, die ohne Rücksicht auf Verkaufinteressen einfach ihr Ding durchgezogen haben.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #47 Juni/Juli/August 2002 und Simon Brüggemann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #24 III 1996 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #50 März/April/Mai 2003 und Simon Brüggemann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #33 IV 1998 und Marc Lohausen
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