Die Diskographie von CHRISTIAN DEATH ist endlos lang, mindestens genauso lang wie die Liste der Musiker, die seit ihrer Gründung Anfang der '80er zur Band gehörten. Die letztendlich einzig wichtigen Konstanten sind Bandgründer und Sänger Rozz Williams und Gitarrist Valor, die aber in der zweiten Hälfte der Achtziger begonnen, sich mit jeweils einer eigenen Band unter dem Namen CHRISTIAN DEATH Konkurrenz zu machen.
Und, um es deutlich auszudrücken: Wenn man diese fünf hier besprochenen und jetzt wiederveröffentlichten Alben sowie das Debüt "Only Theatre Of Pain" (1982 auf Frontier erschienen) besitzt, hat man alles, was es sich lohnt zu besitzen - der Rest ist dann eher Spielzeug für den Gruftie-Kindergarten und man schwankt in seiner Beurteilung zwischen akzeptabel und grausam.
Die Band ist übrigens bis heute unterwegs, im Frühjahr 2003 tourt man mal wieder durch Deutschland, hat aber seine beste Zeit seit 15 Jahren hinter sich. Für mich lag und liegt die Faszination bei CHRISTIAN DEATH bis heute darin (gerade "Catastrophe Ballet", "Atrocities" und "Ashes" kenne ich in- und auswendig), dass sie zwar immer viel weniger "cool" waren als englische Vertreter des Wave/Goth-Rocks wie etwa BAUHAUS oder THE SISTERS OF MERCY, aber in ihrer Verbindung von punkig-dichtem Gitarrenspiel (Rikk Agnew war übrigens Teil der Ur-Besetzung), dezentem Synthie-Einsatz und Rozz Williams intensivem, unverkennbarem Gesang.
Natürlich waren/sind Rozz und Valor zu einem guten Teil auch Spinner, die bedeutungsschwanger-mystischen Texte kann man wohl nur als verpeilter Teenie-Gruftie gut finden, aber die Musik funktioniert einfach, ist damals schon exzellent produziert worden und hat eine enorme Tiefe und Stimmigkeit.
Weniger schön ist das Artwork der Rereleases: Wer das von "Ashes" oder "Atrocities" im Original kennt, muss entsetzt sein von der Billigkeit der Neuauflagen - gerade das Cover von "Ashes" sieht aus, als hätte ein 14-jähriges Gruftie-Mädchen im Kunstunterricht ein Portrait von Williams gemalt.
Naja, aber irgendwie passt das wohl, denn auf dieses Niveau und dieses Zielpublikum ist Goth heute eben herabgesunken. Trotzdem: die Platten hier sind allesamt Klassiker. (9/10)
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