„Hunger Makes Me a Modern Girl – A memoir“ lautet der Titel des englischen Originals. Und der ist ein wenig irreführend. Denn tatsächlich beschreibt Carrie Brownstein, SLEATER-KINNEY Gitarristin und „Portlandia“-Hauptdarstellerin, die Zeit bis zur vorrübergehenden Auflösung von SLEATER-KINNEY 2006 ziemlich ausführlich, bis auf eine längere Episode als ehrenamtliche Tierheimmitarbeiterin hat sie die Zeit bis zur SK-Reunion 2012 aber komplett ausgelassen.
Über ihre Mitwirkung an der erfolgreichen TV-Serie „Portlandia“ oder über ihre Interims-Band WILD FLAG verliert sie kein einziges Wort. Der Verlag war also gut damit beraten, den Titel in der Übersetzung entsprechend abzuändern.
Im Gegensatz zu vielen anderen Memoiren kratzt Brownstein nicht nur mit einer Aneinanderreihung von Anekdoten an der Oberfläche. Halbe Sachen waren eben noch nie ihr Ding. Dabei geht sie besonders in der Beschreibung ihrer Kindheit und Jugend so sehr ins Detail, dass man schon das unangenehme Gefühl hat, viel zu tief in die Intimsphäre eines fremden, hochsensiblen und verletzlichen Menschen einzudringen.
Was in ihrer Musik nur vage in den Texten (und auch der instrumentalen Umsetzung) angedeutet wird, ist hier unmissverständlich ausformuliert. Wer verstehen will, was eigentlich hinter dem Punkrock-Verständnis von SLEATER-KINNEY steckt, liest dieses Buch.
Wer lieber die eigene Interpretation beibehalten will, lässt es besser sein. Für Künstler und Musiker ein reicher Erfahrungsfundus, der nützliche Orientierungshilfen und reichlich Anregung zur Reflexion eigenen Handelns bietet.
Veröffentlich von Benevento. Eine Marke der Red Bull Media House GmbH.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #129 Dezember16/Januar17 2016 und Anke Kalau