Vera Ördell startete ihre musikalische Karriere als Leadsängerin der schwedischen Punkband HÅRDGNISSEL. Nun legt die Zwanzigjährige ihr erstes Soloalbum vor. Statt 77er-Punk gibt es nun Dark Cabaret. Nie gehört? Dark Cabaret vermischt Punk, Folk, Metal und Rock mit der dekadenten und gleichzeitig verruchten Ästhetik des Theaters. Viel Make-up, Kostüme und ein großer Schuss Horror. Veras Style: Pierrotkragen, Hundehalsband mit Killernieten, Harness und ein weiß geschminktes Gesicht, umrahmt von orangenen Locken. Erinnert ein wenig an die „Es“-Verfilmung von 2017. Alles in allem ein Look, der definitiv besser zu Halloween als zu Karneval passt. So in etwa darf man sich auch das Album vorstellen. Musikalische Einflüsse kommen von THE USED, BAD RELIGION, QUEEN, MCR – nur eben mit Zirkusmusik. Ihre Stimme ist so ungewöhnlich und stark, dass sie mühelos mit dem überladenen Soundteppich mithalten kann. Der kann zuweilen etwas anstrengend werden, denn Vera gönnt einem kaum eine Pause von den wirbelnden Zirkuseinlagen. Eins ist klar: Sie ist durch und durch Künstlerin; das gesamte Konzept stammt von ihr, das Geld dafür verdiente sie durch den Verkauf ihrer Kunst. Seit 2017 arbeitete sie an ihrem Konzeptalbum, war die Regisseurin ihrer eigenen Musikvideos. Mad respect dafür, für mich darf es nächstes Mal aber gern ein bisschen weniger von allem sein.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #157 August/September 2021 und Julia Segantini