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CARLITO’S WAY

Man könnte Brian De Palmas „Carlito’s Way“ mit Al Pacino in der Hauptrolle im ersten Moment für eine Art „Scarface 2“ halten, denn Regisseur und Hauptdarsteller sind dieselben und in beiden geht um das tragische Schicksal zweier Gangster und Ex-Knackis – der eine stammt ursprünglich aus Kuba, der andere aus Puerto Rico. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf, denn „Scarface“ spielt in den Achtzigern, „Carlito’s Way“ ist zeitlich davor angesiedelt und basiert auf den Romanen „Carlito’s Way“ (1975) und „After Hours“ (1979) des New Yorker Richters Edwin Torres, während „Scarface“ ein modernisiertes Remake von Howard Hawks gleichnamigem Film aus dem Jahr 1932 ist, angelehnt an das Leben von Gangsterboss Al Capone. Bei Tony Montana und Carlito Brigante handelt es sich zudem um völlig anders gestrickte Charaktere. Denn während in „Scarface“ Montanas Aufstieg und Fall thematisiert wird, hat Brigante seinen Fall bereits hinter sich und kommt zu Beginn von „Carlito’s Way“ dank seines zwielichtigen Anwalts David Kleinfeld (ein großartiger Sean Penn mit Minipli) bereits nach fünf Jahren wieder aus dem Gefängnis, obwohl er eigentlich zu einer dreißigjährigen Haftstrafe verurteilt worden war. Fortan geht es in „Carlito’s Way“ vor allem darum, wie Brigante, der sich von der organisierten Kriminalität abgewendet hat, zum Opfer seiner engen Freundschaft zu seinem Anwalt wird, der ihn wieder tief den alten Sumpf hineinzieht. Wie der Film endet, weiß man schon zu Beginn, und so ist „Carlito’s Way“ eine einzige lange Rückblende, die in einem grandiosen Showdown in Manhattans Grand Central Station gipfelt, was Parallelen zu der Schießerei im Bahnhof von Chicago in De Palmas „The Untouchables“ aufweist. Dieser immer etwas unterbewerte Streifen in De Palmas Werk erschien jetzt das erste Mal auf Blu-ray, restauriert in 4K und mit zusätzlichem Bonusmaterial.