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CARAMBOLAGE

s/t / Eilzustellung-Exprès / Bon Voyage

Eine dieser Bands, bei der sich Aficionados stundenlang darüber streiten können, ob das nun Punk, „angepunkt“ oder irgendetwas anderes ist. Die Band aus dem direkten Umfeld von TON STEINE SCHERBEN lässt sich im damaligen Kontext durchaus als „von Punk beeinflusst“ einordnen, denn wenn das für die ersten beiden LPs von Nina Hagen oder die SLITS gilt, dann definitiv auch für CARAMBOLAGE, wobei man davon ausgehen kann, dass sie sich seinerzeit keinerlei Kopf darüber gemacht haben, sondern einfach das spielten, was ihnen angebracht erschien und musikalisch möglich war. Daraus ergibt sich ein Sound, der ein wenig TON STEINE SCHERBEN mit Punk und New Wave mischt, ohne sich um Genregrenzen zu kümmern. Klingt die erste LP noch roh, ungeschliffen, gesanglich durchaus auch mal nach Nina Hagen und auf der Suche, haben sie zwei Jahre später auf „Eilzustellung“ so etwas wie „ihren Sound“ gefunden und sich musikalisch deutlich weiterentwickelt. Das Saxophon nimmt eine tragendere Rolle ein und wenn ein Klavier oder Keyboard passt, dann wird es eben auch verwendet. Für mich die beste Platte der drei Frauen, die ähnlich wie ÖSTRO 430, LILIPUT oder die „M-Bands“ um Gudrun Gut und Bettina Köster einfach machten. Mit der dritten LP stellte sich schließlich der SPINAL TAP-Effekt ein, nur dass es hier der männliche Partner war, der sich in das bis dahin funktionierende Bandgefüge einmischte. Mit dem großen Plattendeal vor Augen drückte der Produzent Manne Praeker der Band seinen SPLIFF-Stempel auf, was leider sehr deutlich zu hören ist. CARAMBOLAGE klingen nicht mehr authentisch und befreien sich erst nach der Hälfte der LP von Praekers Sound. Die Band implodiert noch während der Aufnahmen und löst sich 1985 konsequenterweise auf. „Bon Voyage“ erscheint nun erstmals 37 Jahre später.