Eigentlich sollte einem der Name Larry Mullins etwas sagen, der auch unter seinem Künstlernamen Toby Dammit bekannt ist, denn seit 2011 war er live der Drummer der STOOGES und mit Iggy Pop nahm er in den 1990ern ebenfalls drei Platten auf und war mit ihm auf Tour. Zudem hat er schon oft mit Michael Gira zusammengearbeitet, bei den SWANS (von 1995 bis 1996 und ab 2019 bis heute) und THE ANGELS OF LIGHT. Seit 2015 begleitet er Nick Cave live und angeblich soll Mullins auch irgendwas mit den RESIDENTS zu tun haben. In den letzten Jahren nahm er außerdem vier Singles zusammen mit Bassist Mike Watt auf, der ja ebenfalls Mitglied der reformierten STOOGES war. Das hat allerdings alles nicht viel mit seinem aktuellen Album „Camissonia“ zu tun, das aus minimalistischen, instrumentalen Synthie-Pop-Nummern besteht, die auch Anfang der 1980er Jahre entstanden sein könnten und ein wenig an Wendy Carlos’ Synthesizer-Versionen von Johann Sebastian Bach-Werken Ende der 1960er erinnern. Ebenfalls von Bedeutung dürften dabei die elektronischeren Vertreter des Krautrock gewesen sein wie CLUSTER, HARMONIA und natürlich KRAFTWERK. Mullins pendelt sich dabei auf charmante Weise ein zwischen abstrakter Filmmusik und Versuchen, hübsche Pop-Miniaturen zu kreieren. Der Titel des Albums bezieht sich auf den deutschen Naturforscher und Dichter Adelbert von Chamisso, der hier den thematischen roten Faden liefert, was aber ohne Texte natürlich alles etwas diffus bleibt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Thomas Kerpen