YUPPIE PRICKS

Brokers Banquet CD

Es wurde ja auch langsam mal Zeit, dass sich Jello Biafra ein wenig von seiner engstirnigen, linken Sichtweise verabschiedet und für mehr politische Ausgewogenheit auf seinem Label Alternative Tentacles sorgt indem er auch Bands unter Vertrag nimmt, die eine gesunde konservative Einstellung an den Tag legen.

Die YUPPIE PRICKS aus Austin, Texas sind der erste Schritt in diese Umorientierung. Sänger Trevor Middleton ist Erbe eines pharmazeutischen Unternehmens, dreißig Millionen Dollar schwer und nutzt Punkrock, um der Langeweile des Upper-Class-Lebens zu entfliehen.

Außerdem sind seiner Aussage nach die "bitches" in der Szene ziemlich heiß. Gitarrist Deuce Hollingsworth ist Scheidungsanwalt in dritter Generation, besitzt immerhin beinahe zehn Millionen Dollar und Bassist Preston Hetherington der Dritte hat als Börsenmakler über elf Millionen verdient und jagt in seiner Freizeit gerne vom Aussterben bedrohte Tiere.

Den Schlagzeuger, der auf "Brokers Banquet" half, die Annehmlichkeiten des Reichseins zu vertonen, lernten die drei anderen Yuppies kennen, als er mit seinem Bentley in Middletons Mercedes raste.

Mittlerweile ist er aber wohl kein Mitglied der YUPPIE PRICKS mehr. Solange eine Geschichte gut erzählt ist, ist es mir egal, ob sie wahr ist. Und die Geschichte, die die jungen Männer, die hinter den YUPPIE PRICKS stecken um ihre Band gesponnen haben, ist grandios.

Ein Besuch ihrer Website yuppiepricks.com - die neben Börsentips und einer Top Ten der besten Methoden, Leute zu feuern standesgemäß natürlich auch direkt auf der Startseite einen Link zu Conservative Punk enthält - ist daher sehr empfehlenswert.

Auch in ihren Texten, die eben vom Reichsein, Koks, Sex mit "Bitches" und dem Leben als patriotischer amerikanischer Yuppie handeln, halten die YUPPIE PRICKS ihre Geschichte bis ins kleinste Detail und mit viel Augenzwinkern aufrecht.

Musikalisch unterlegen sie ihre charmanten Schwindeleien mit melodischem und nicht allzu schnellem Punkrock, der ein wenig an den Westcoast-Sound der frühen Achtziger erinnert und nicht wirklich originell, aber unterhaltsam und zweckdienlich ist.

Denn den YUPPIE PRICKS geht es in erster Linie um die Texte, und die trägt Trevor Middelton mit voller Inbrunst vor, wobei sich seine Stimme fast genauso wie die des jungen Biafras anhört, sich also mit viel Tremolo in die Gehörgänge fräst.

Und der Labelchef hat es sich auch nicht nehmen lassen, den letzten Song auf "Brokers Banquet", dem ewig langen, von einem Drumcomputer und einer echt fies nervigen Gitarrenmelodie bestimmten "Damn it feels good to be a yuppie", mit seinem Gesang zu veredeln.

Wenn man den YUPPIE PRICKS glauben kann, dann muss reich und ein Arschloch sein die Endstation der Evolution und einfach wunderschön sein. (08/10)