Brigitte, nicht unbedingt ein typisch irakischer Vorname. Und doch verbringt Brigitte Findakly ihre Kindheit in Mossul: Ihre Mutter, eine Französin, die nach einer verkorksten Jugend bei Pflegeeltern nicht sonderlich an ihrem vom Zweiten Weltkrieg noch immer arg mitgenommenen Heimatland hing, lernte einen in Frankreich Zahnmedizin studierenden Iraker kennen und ging mit ihm in den Irak.
Was sich später als recht komfortable Situation für die 1959 geborene Brigitte erweisen soll, da es ihr 1973 mehr oder weniger problemlos die Ausreise und Übersiedlung nach Frankreich ermöglicht.
Quasi nebenbei erklärt Findakly ethnische und kulturelle Gegensätze, sowie daraus erwachsende Missverständnisse und zeichnet so ein facettenreiches Bild des Iraks in der Zeit vor und während Saddam Hussein.
Ja, Findakly springt viel zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Episoden verschiedener Familienmitglieder hin und her. Immer wieder streut sie eine Seite mit echten Familienfotos in die gesammelten Anekdoten.
Nie verliert sie dabei aber den roten Faden. Es wirkt eher so, als würde man den hier und da eingestreuten Erinnerungen eines Familienmitglieds oder alten Bekannten bei gemütlichem Zusammensein zuhören.
Nur, dass diese in diesem Fall auch noch bildlich unterlegt und damit besser nachvollziehbar sind. Ergänzend gibt die Zeitleiste in der hinteren Klappe einen Einblick in die Geschichte des Iraks von der Entstehung der ersten Zivilisation in der Gegend bis heute.
Brigitte Findakly koloriert zwar schon seit 1982 Comics, dies ist aber ihr erster wirklich eigener Band, den sie in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann (und Zeichner) Lewis Trondheim („Donjon“) zu Papier gebracht und veröffentlicht hat.
Die Mühe hat sich gelohnt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #133 August/September 2017 und Anke Kalau