Schon Odysseus hatte Schwierigkeiten mit den Sirenen. Ähnlich ging es den Schiffsbesatzungen auf dem Rhein, wenn sie an der Loreley vorbei mussten. Der betörende Gesang brachte sie alle um den Verstand und nicht wenige fanden den Tod. In solchen Sagen mag immer ein Funken Realität stecken. Gut vorstellen kann man sich diese Geschichten, wenn man der Irin Brigid Mae Power zuhört, deren Gesang so hell und klar daherkommt, dass er die geneigten Hörer entweder in seinen Bann zieht oder verrückt macht. Die Musik mag dabei nur der Untermalung dienen und ergibt ein Gesamtbild keltischer Atmosphäre, mit Nebel, nasser Dunkelheit und großen steinernen Gebilden. Das weite grüne Irland, fern von Bars und Trinkgesängen. Melancholisch, statt feuchtfröhlich. Aber wie es mit Sirenen so ist, bleibt die Klangfarbe der Stimme, so bezirzend sie auch sein mag, immer die gleiche.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Claus Wittwer