Die Wandlungsfähigkeit des Tokioter Trios BORIS ist immer wieder aufs Neue beeindruckend. Ob doomige Drone-Sounds, derber, psychedelischer Rock, purer Noise oder relativ konventionelle Rockmusik, die zwei Herren und eine Dame beherrschen das alles perfekt und so ganz genau weiß man nie, was man mit einer neuen Platte von ihnen bekommt.
Wobei die Band ihren Zuhörern einen kleinen Tip mit gibt: Steht da "BORIS" auf dem Cover, dann wird es laut, "Boris" oder gar "boris" versprechen eine eher ruhige Platte. Das hilft zwar nicht wirklich weiter, den Release-Overkill der Japaner wirklich zu durchschauen (die auch gerne mal ein Album in zwei verschiedenen Versionen auf zwei Kontinenten mit jeweils komplett anderer Musik veröffentlichen) oder das Prinzip zu verstehen, warum die japanischen Versionen ihrer Platten generell eine andere Songreihenfolge oder gar eine abweichende Songauswahl aufweisen, als ihre Pendants hierzulande, ihr neuestes Werk "Rainbow" ziert der Bandname jedenfalls nicht in Großbuchstaben.
BORIS zeigen sich auf "Rainbow" von ihrer psychedelischen Seite, haben sich den japanischen Gitarristen Michio Kurihara (GHOST, WHITE HEAVEN, DAMON & NAOMI) ins Studio eingeladen, der "Rainbow" dann auch mit seinem Gitarrenspiel anführt.
BORIS agieren hier sehr zurückhaltend, beinahe schon richtig laid-back und geben Kurihara damit den nötigen Raum, um sich zu entfalten. Aber auch wenn Kuriharas wunderbare psychedelische Gitarrenarbeit hier im Vordergrund steht, so ist die Harmonie, die er und BORIS auf "Rainbow" eingehen, absolut beeindruckend; die vier ergänzen sich perfekt.
Ein aufmerksames Zuhören ist hier zwar angebracht, zum Glück halten sich BORIS und Kuriahara aber von jeglichem verkopften Gedudel fern. Spinnert genug ist das Ganze eh schon. Und natürlich hat die Japan-Version von "Rainbow" wieder ein abweichendes Tracklisting und zum Teil anders arrangierte Songs.
Aaargh! (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #72 Juni/Juli 2007 und André Bohnensack