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BORIS

W

Selbst die begeistertsten Fans der Anfang der Neunziger gegründeten japanischen Sludge-Institution BORIS dürften angesichts der Veröffentlichungswut der Band eine gewisse Frustration spüren, die im letzten Jahr mindestens neun Releases am Start hatte, überwiegend veröffentlicht in Japan auf Fangs Anal Satan, dem Label ihres Drummers Atsuo. Das 2020er Studioalbum „No“ wurde zumindest auch über Third Man Records als LP in Europa vertrieben, auf dem BORIS in überraschend aggressiver Form D-Beat und Thrash Metal frönten, gefolgt von einer weiteren Zusammenarbeit mit Noise-Pionier Masami Akita aka MERZBOW auf Relapse, ein Fest für extreme Lärm-Fetischisten. Das neue Album „W“, ihr erstes für Sacred Bones, schlägt hingegen deutlich ruhigere Töne an und scheint ganz zugeschnitten zu sein auf Gitarristin Wata, die auch als Sängerin bestimmender Faktor ist und als einziges BORIS-Mitglied im Booklet abgebildet ist. Sieht man mal vom fünften Track „The fallen“ ab, bei dem kurz die alten Sludge/Doom-Metal-BORIS zu hören sind, ist „W“ ein reines Ambient-Album geworden, mit Anleihen bei Shoegaze und Psychedelic Rock, auf dem BORIS gekonnt Noise und melodische Strukturen in Einklang bringen und damit noch mal ein wirklich beeindruckendes Spätwerk hinbekommen haben, selbst wenn man das Gefühl hatte, schon alles von dieser an sich unberechenbaren japanischen Band gehört zu haben. Und so ist „W“ vielleicht sogar das schönste BORIS-Album seit ihrer Zusammenarbeit mit Gitarrist Michio Kurihara auf dem hypnotischen Neo-Psychedelic-Drone-Meisterwerk „Rainbow“ von 2006.