BORDER

Mit seiner zweiten Regiearbeit „Border“ dürfte Ali Abbasi einer der ungewöhnlichsten Filme der letzten Zeit gelungen sein. Gemeinhin wird „Border“ in die Kategorie Fantasy eingeordnet, was passt, wenn man damit seine märchenhaften Elemente meint, aber nicht, wenn man darunter „Game Of Thrones“ oder „Der Hobbit“ versteht.

Bereits in seinem Debütfilm „Shelley“ von 2016 hatte der schwedische Regisseur iranischer Abstammung versucht, einen Horrorfilm mit Schwangerschaftsthematik in Anlehnung an Polanskis „Rosemaries Baby“ zu drehen, der weniger als typischer Genrefilm funktionierte, sondern eine teilweise frustrierende Arthouse-Herangehensweise an den Tag legte.

Auch „Border“ dürfte mit seiner bizarren Vermischung von Liebesgeschichte, Nordic Noir, trostlosem Sozialdrama und übernatürlichem Horror ein Mainstreampublikum eher vor den Kopf stoßen. Zumal er mit großem Mut zur Hässlichkeit seine Hauptdarsteller Eva Melander und Eero Milonoff durch maskenbildnerische Schwerstarbeit in beinahe geschlechtslos wirkende, sozial ausgegrenzte groteske Freaks verwandelte.

Melander spielt die 40-jährige Tina, die für den schwedischen Zoll arbeitet, abgeschieden und naturverbunden in einem Haus im Wald lebt und wie ein Spürhund bei ihren Mitmenschen Angst, Nervosität oder Schuldgefühle riechen kann.

Als sie während ihrer Arbeit auf den ähnlich deformierten Vore trifft, scheint sie endlich einen echten Leidensgefährten gefunden zu haben, nicht die letzte Überraschung, die „Border“ bereithält.

Abbasis Film basiert auf einer Kurzgeschichte von John Ajvide Lindqvist, der auch am Drehbuch beteiligt war, und bereits in seinem Vampir-Roman „So finster die Nacht“ und der Verfilmung auf brillante Weise gezeigt hatte, wie man übernatürliche Folklore äußerst originell mit tristem Naturalismus verschmelzen konnte.