BOOMTOWN RATS

Back To Boomtown: Classic Rats’ Hits

Meine erste Reaktion: ungläubiges, leicht hysterisches Lachen. Eine „Hitkopplung“ verkauft sich laut Majorlabelmanager-Denkweise besser, wenn man einen neuen Song draufpackt, denn dann bekommt man Airplay.

Gesagt, getan – das hätte man sich und der Welt aber besser nicht angetan ... Mit „The Boomtown Rats“ gibt’s als Opener eine völlig absurde Trash-Dance-Nummer, die klingt, als hätte der Blödmannsgehilfe eines auf miesen Neunziger-Pillen hängen gebliebenen Dance-Produzenten aus zusammengefegten Presets ein Liedchen zusammengenagelt.

„The Boomtown Rats“ ist so grotesk schlecht, dass einem wirklich das Blut in den Adern gefriert – komponiert wurde das Machwerk von „Sir“ Bob Geldof und Gitarrist Pete Briquette, der (aha!) in der Zwischenzeit als Produzent zu reüssieren versuchte.

Der zweite neue Song, der Rausschmeißer „Back to boomtown“, klingt etwas traditioneller, wartet aber ebenfalls mit schrecklichem Kirmeskarussell-Beat auf. Als Liebhaber der traditionellen BOOMTOWN RATS muss man schon völlig retardiert sein, um an diesem Schrott Gefallen zu finden.

Die 14 Songs dazwischen sind dann eine weitere Best-Of-Zusammenstellung aus Anlass der Reunion von 2013, unter anderem mit „Lookin’ after no. 1“, „Neon heart“, „Mary of the 4th form“ (vom 1977er Debüt), „(I never loved) Eva Braun“, „She’s so modern“, „Like clockwork“, „Me and Howard Hughes“, „Rat trap“ (von „A Tonic For The Troops“, 1978), „Someone’s looking at you“ und dem Überhit „I don’t like Mondays“ (von „The Fine Art Of Surfacing“, 1979) sowie „Banana Republic“ von „Mondo Bongo“ (1981).

Die beiden letzten Alben der irischen Punk/New Wave-Pioniere, „V Depp“ (1982) und „In The Long Grass“ (1984) blieben unberücksichtigt. Zu den harten, schmuddeligen Punks gehörte die Band aus Dublin nie, ihre anfängliche punkige Härte wurde immer abgefedert durch Einflüsse von Glam und Rock, „(I never loved) Eva Braun“ etwa hätte auch ein fünf Jahre zuvor geschriebener Bowie-Song sein können.

„Back To Boomtown: Classic Rats’ Hits“ ist, was es ist: eine praktische Einstiegszusammenstellung, doch mehr Charme hat es, sich die ersten zwei, drei LPs für kleines Geld auf dem Flohmarkt zu suchen, was nicht zu schwer fallen dürfte, war die Band doch gut im Geschäft, mit entsprechenden Stückzahlen.