Zugegeben, Mitte/Ende der Achtziger, als sie die wirklich heiße Scheiße waren, konnte ich mich nicht wirklich für NITZER EBB begeistern, genau so wenig wie für NEW ORDER, FRONT 242 und so weiter. Irgendwie war schon klar, dass diese Bands aus der Post-Punk/New Wave-Szene kamen, aber ihre Fans waren schwarz gekleidete Popper mit schlechten Frisuren, und die Musik war mit ihren dicken Electrobeats ein ganzes Stück zu danceorientiert für meinen Geschmack.
Trotzdem verfolgte man die Bands, konnte ihrer Musik in den einschlägigen Diskotheken auch nicht entgehen, und unterm Strich gab es mit dem Mainstream-Pop eine ganze Menge miesere Musik. Woher die musikalischen Einflüsse der 1982 im englischen Chelmsford von Douglas McCarthy und Bon Harris gegründeten NITZER EBB kamen, darüber ließen diese nie einen Zweifel aufkommen: Teutonenbands wie DAF, MALARIA, ABWÄRTS hatten nachhaltigen Eindruck hinterlassen, aber auch die Briten KILLING JOKE, BAUHAUS und so weiter mit ihrem düsteren, apokalyptischen Sound die beiden schon früh geprägt, die ihre ersten Releases unter dem Labelnamen "Power Of Voice Communications" veröffentlichten (unter Mithilfe von Pet Shop-Boy Phil Harding).
Daniel Miller signte NITZER EBB dann für Mute, und 1987 erschien "That Total Age", und ganz egal, ob man die Band nun mag oder ihren Sound als zu glatt empfindet, "Murderous" und "Let your body learn" sind einfach Klassiker, mit diesem harten Gegensatz aus Dancebeats, drängelndem Synthielärm und aggressivem Shouting.
Bevor Techno als solcher losging und so hieß, schwitzten und zuckten hierzu die Leiber in den Clubs. Wie so oft sind die frühen Releases einer Band ihre besten, und so verhält es sich auch hier, doch taugt diese 31 Songs umfassende Zusammenstellung (auf CD2 gibt's diverse Remixe) als Best-Of für den neugierigen Gelegenheitshörer einer Band, die im Sommer 2006 auch wieder live auf der Bühne stehen wird.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #66 Juni/Juli 2006 und Joachim Hiller