Für viele ist der österreichische Musiker Albin Julius eine der Lichtgestalten der europäischen Post-Industrial- und Neofolk-Szene, für andere wird er wohl aufgrund seines grenzwertigen, inzwischen etwas infantil anmutenden künstlerischen Provokationspotenzials in der Zeit, als DER BLUTHARSCH nur DER BLUTHARSCH hieß, ein ewiger Stein des Anstoßes im Bereich der Grauzonenbands bleiben. Ich bin aus dieser Diskussion schon länger raus, denn auch wenn Musik natürlich nicht nur rein unpolitische Kunst ist, was gerne als Hintertür bei unangenehmen Nachfragen benutzt wird, fehlen mir bei Julius inzwischen aktuelle handfeste Belege für solche Kritik an seiner Person. Die wird man auch nicht bei seiner neuesten Veröffentlichung finden, denn die Verpackung von „Rejoice“ liefert gerade mal Platten- und Songtitel, das war’s dann schon. Aber man darf annehmen, dass es sich bei der charmanten Nico-Imitatorin wieder um Julius’ langjährige Partnerin Marthynna handelt. Musikalisch holt mich auch dieses BLUTHARSCH-Album wieder unmittelbar ab, denn Julius’ experimenteller wie repetitiver Kraut-Elektro-Psychedelic-Rock mit seinen deutlichen PSYCHIC TV- und VELVET UNDERGROUND-Verweisen besitzt genau die hypnotische Qualität, die eben nicht viele Bands in diesem Bereich dermaßen hochklassig und künstlerisch virtuos hinbekommen und dabei auch weiterhin authentisch undergroundig klingen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #162 Juni/Juli 2022 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #148 Februar/März 2020 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #135 Dezember/Januar 2017 und Ollie Fröhlich
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #143 April/Mai 2019 und Thomas Kerpen