EIN LETZTES WORT ZUM KINO

Blutch

Wer vorhat, sich „Ein letztes Wort zum Kino“ zu Gemüte zu führen, sollte sich einigermaßen gut in Sachen klassischem Kino (Schwerpunkt 1950er und 1960er Jahre) auskennen. Denn ohne dieses Vorwissen sind zahlreiche Anspielungen kaum nachvollziehbar.

Detailkenntnisse bezüglich Jean-Luc Godard, Luchino Visconti, Paul Newman und Burt Lancaster erweisen sich als besonders hilfreich. Da ist es wirklich gar nicht so einfach, die eigentliche Handlung im Auge zu behalten und sich nicht gänzlich in den unendlichen Weiten der Filmzitate zu verlieren.

Aber so richtig Niveau hat das ja dann irgendwie noch nicht, könnten an dieser Stelle einige besonders Gebildete – und damit die Zielgruppe dieses Buches – einwerfen. Was tut Blutch also? Klar, noch ein wenig literarische und bildnerisch-künstlerische Verweise einbauen, hier mal Paul Verlaine fallen lassen, da mal Luchino Viscontis Leben in sieben Vignetten aufgeteilt einfügen und fertig ist die supertolle hochanspruchsvolle Graphic Novel.

Uff! Da ist man schon fast versucht zu behaupten, hier soll die eigentliche Handlung, in der es fast ausschließlich um Gelüste in den unterschiedlichsten Varianten geht, verschleiert werden.

Ähnlich abstoßend wie die Altmännerfantasien des Protagonisten zeichnet Blutch seine Figuren, immer noch eine Spur hässlicher dargestellt, als eigentlich notwendig gewesen wäre. Sollen sich Andere die Zähne daran ausbeißen, ist vielleicht auch was ganz Schönes für ein sprödes Kunsthistorik-Proseminar, vielleicht auch für den Abendkollegkurs „aufgeblasen-eitler medienbewanderter Machismus für Anfänger“ oder so.

Ich für meinen Teil lege dieses eklektische Kunstwerk (?) gleich beiseite und werde es ganz gezielt nie wieder aufschlagen.