BLOWFLY

77 Rusty Trombones

Wie viele Zoten kann man auf eine knapp dreiviertelstündige CD quetschen? Clarence Henry Reid, verstorben im Januar 2016, besser bekannt unter seinem Superhelden-Alias Blowfly kannte die Antwort, hat er doch in stetiger Regelmäßigkeit die Grenzen der musikalischen Vulgaritäten seit 1971 auf nahezu dreißig Alben ausgelotet.

Begann er in den Sechzigern zunächst als relativ braver Songwriter und Produzent für angesagte Soul- und R&B-Acts wie SAM & DAVE, Bobby Byrd und KC & THE SUNSHINE BAND, begann er 1971 damit, zunächst im privaten Rahmen, bekannte Soul-Nummern mit „schweinischen“ neuen Texten zu parodieren.

Dabei war ihm kein Kalauer zu flach, und seine lieblichen Umschreibungen für männliche wie weibliche sekundäre Geschlechtsmerkmale grenzen beinahe an Poesie. Dass es sich dabei in 90% der Fälle um blanken Sexismus und in den restlichen 10% um Selbstironie handelt, spielt keine Rolle dafür, dass seine Platten einfach Spaß machen, und auf Herrenabenden in Verbindung mit reichlich Weinbrandbohnen und Fips Asmussen-Platten ihre beste Wirkung entfalten.

Sein letztes Album macht da keine Ausnahme, eine R. Kelly-Schmusenummer wird zu „I belive my dick can fly“ als Opener eines Albums, das bei gesitteten Charakteren zu roten Ohren führt und BPjS und MPAA-Mitarbeitern unruhige Nächte spendiert.