Bei Wikipedia ist zu den Merkmalen des Exploitationfilms zu lesen, dass dabei – neben dem reißerischen Umgang mit Sex und Gewalt – ein komplexes System von Zweitverwertungen bis hin zum kulturellen Gegenentwurf zu finden ist. Dies trifft auch auf das Subgenre des Rape-and-Revenge-Films zu, bei dem Frauen sowohl Opfer als auch Rächer/Täter sind. Darin kann man durchaus feministische Tendenzen sehen, wie etwa bei Meir Zarchis „Ich spuck auf dein Grab“ von 1978, in dem die Professorin Carol J. Clover eine Umkehrung der gewohnten traditionellen Geschlechterrollen in Kinofilmen erkannte. Natürlich wird auch das Exploitationgenre von männlichen Regisseuren dominiert, insofern verdienen die Filme der wenigen Regisseurinnen besonderes Augenmerk. „Blood Games“ war die einzige Regiearbeit von Tanya Rosenberg und wurde niemals in Deutschland veröffentlicht. Beim US-Label Vinegar Syndrome erschien „Blood Games“ kürzlich auf Blu-ray (codefree) in ansprechender Qualität. „Blood Games“ ist weit davon entfernt, ein cineastischer Leckerbissen zu sein, zeigt aber anschaulich, wie Zweitverwertung und kulturelle Gegenentwürfe im Exploitationgenre funktionieren, denn auch hier wird die Rape-and-Revenge-Systematik aus „Ich spuck auf dein Grab“ aufgegriffen. Hinzu kommen Verweise auf „Beim Sterben ist jeder der Erste“ und andere Backwood-Filme. Zu Beginn erinnert alles noch an eine typische Sexploitation-Klamotte, inklusive ausgiebiger Duschszene, als ein leichtbekleidetes Frauen-Softballteam den Unmut einiger Hinterwäldler auf sich zieht, die sich als schlechte Verlierer entpuppen. Dadurch kommt eine extreme Gewaltspirale in Gang, die die Frauen dazu zwingt, um ihr „nacktes“ Überleben zu kämpfen, was Rosenberg trotz aller Unzulänglichkeiten ihres Films ziemlich gnadenlos und drastisch inszenierte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Thomas Kerpen