Die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Regisseur Matthias Glasner und Schauspieler Jürgen Vogel reicht bis ins Jahr 1996 zurück, als die beiden den Kinofilm „Sexy Sadie“ über einen Serienmörder mit Gehirntumor produzierten.
Schon damals war Vogel auf schräge Typen geeicht, was er dann zehn Jahre später in Glasners „Der freie Wille“ mit seiner Darstellung eines Vergewaltigers toppte, der Sklave seiner inneren Dämonen ist.
Dieses pessimistische Menschenbild ist auch wieder der Dreh- und Angelpunkt von Glasners fünfteiliger Serie „Blochin“, die das ZDF an einem Wochenende im September hintereinander versendete.
Vogel spielt darin einen Polizisten, der in der Berliner Drogenszene wegen eines Mordfalls ermitteln muss und dabei von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt wird. Denn bevor Blochin Polizist wurde, gehörte er genau dem Milieu an, in dem er jetzt ermitteln muss und trifft ständig auf alte Freunde und Feinde.
Im weiteren Verlauf der immer unübersichtlicher werdenden Handlung bekommen die Ermittlungen zum Tod eines kleinen Drogendealers dann noch eine viel weitreichendere politische Dimension. Glasner zeigt in seiner Serie möglichst ambivalente Charaktere, die in „Breaking Bad“-Manier ständig moralisch fragwürdige Entscheidungen treffen.
Das gilt besonders für die seltsam teilnahmslose Hauptfigur, die dem Zuschauer immer fremder wird und scheinbar auf der Flucht vor sich selbst ist. Letztendlich bricht die spannende Serie aber fast unter ihrer Überambitioniertheit und manch dramaturgischer Schwäche zusammen.
Das größte Drama für „Blochin“ wäre allerdings, wenn die angedachte zweite Staffel niemals umgesetzt würde, denn dann würde man nie erfahren, ob Glasner all diese Widersprüche noch irgendwie befriedigend auflösen kann.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #123 Dezember 2015/Januar 2016 und Thomas Kerpen