BLIND BEAST

Im April dieses Jahres lief Yasuzo Masumuras BLIND BEAST bereits mal auf ARTE, aber ansonsten dürften die Werke dieses Regisseurs hierzulande überwiegend unbekannt sein, auch wenn in England und den USA diverse Filme von ihm bereits untertitelt auf DVD erschienen sind.

BLIND BEAST gilt als eine seiner besten Arbeiten, basierend auf einer Geschichte von Edogawa Rampo, dem Vater der japanischen Kriminalliteratur und ein großer Bewunderer Edgar Allan Poes, dessen Pseudonym an die japanische Aussprache dessen Namens angelehnt ist.

BLIND BEAST mag im ersten Moment nur wie ein kleiner, billiger Sexfilm über groteske Formen von Erotik und Zwangsneurosen erscheinen, dessen künstlerischer Wert Jahre später dann aber doch anerkannt wurde.

Yasuzo Masumura erzählt darin die Geschichte eines psychotischen blinden Amateurbildhauers, der besessen von einem S/M-Photomodel ist, das er mit Hilfe seiner Mutter in ein Lagerhaus entführt.

Sicherlich der surrealste Moment in BLIND BEAST, denn als diese aus ihrer Betäubung erwacht, erkennt sie erst Stück für Stück in der nur teilweise beleuchteten Halle, dass sie von riesigen Abbildungen weiblicher Körperteile umgeben ist – und sie soll nun als Vorlage für die ultimative Skulptur des Bildhauers dienen.

Zwischen Model und Bildhauer entwickelt sich bald ein psychologisches Katz und Maus-Spiel – in einer isolierten Welt, in der der Tastsinn komplett das Sehen abgelöst hat –, das in einem exzessiven sadomasochistischen Verhältnis gipfelt, dessen perverse Dimension auch heute noch spürbar ist, auch wenn Masumura den finalen Exzess ausspart und eher symbolhaft gestaltet.

Die der Geschichte innewohnende Logik macht natürlich nur innerhalb dieses bizarren Settings Sinn, auch wenn sich ähnliche sadomasochistische Verhältnisse quer durch die Filmgeschichte ziehen (siehe auch William Wylers vier Jahre zuvor entstandenen THE COLLECTOR).

BLIND BEAST mag unter heutigen Maßstäben betrachtet relativ harmlos und fast bieder wirken, eine psychologisch unterentwickelte, voyeuristische Männerphantasie, die nach 80 Minuten etwas abrupt endet, aber deren Betrachtung menschlicher Abgründe aufgrund Masumuras ungewöhnlicher visueller Umsetzung auch heute noch extrem faszinierend ist, und mit der er quasi Vorreiter einer japanischen New Wave wurde.

Mehr als einen Trailer gibt es auf der REM-DVD nicht, dafür wird der Film in bestmöglicher Qualität präsentiert. Für Freunde klassischen Mitternachtskinos definitiv ein Muss.