BLACK HEAVEN

Gilles Marchand und Dominik Moll haben in den letzten Jahren einige angenehm subtile Arthouse-Thriller produziert, Moll LEMMING und HARRY MEINT ES GUT MIT DIR, wobei mir Marchands WER TÖTETE BAMBI? in dieser Hinsicht immer am besten gefallen hatte.

Nach sieben Jahren Pause ist BLACK HEAVEN (L’AUTRE MONDE) Marchands bisher zweiter Spielfilm, an dem Moll als Drehbuchautor beteiligt war. Erneut ein Thriller der eher leisen Töne, bei dem die beiden wenig überraschend deutlich Hitchcock huldigen, bezüglich der Art, wie hier ein Durchschnittsbürger in kriminelle Machenschaften verwickelt wird.

In diesem Fall ein junger Mann namens Gaspard, der durch ein zufällig gefundenes Handy mit seiner Freundin einem bizarren Pärchen-Selbstmord auf die Spur kommt, bei dem eine mysteriöse Blondine und ihr Begleiter sich mit Autoabgasen das Leben nehmen wollen.

Die Blondine überlebt, die in Folge auf Gaspard eine unheimliche wie gefährliche Anziehungskraft ausübt, und durch die er auf ein Internetportal namens „Black Hole“ stößt, offenbar ein Treffpunkt für suizidgefährdete Persönlichkeiten solcher Art, wofür natürlich „Second Life“ Pate stand.

BLACK HEAVEN zeigt dabei sehr anschaulich Gaspards Entfremdung von Freunden und Umwelt, der sich durch die geheimnisvolle Frau immer mehr in der virtuellen Realität verliert, was natürlich auch echte Gefahren für sein nicht virtuelles Leben birgt – eine moderne Version von David Lynchs BLUE VELVET.

Es wäre naiv anzunehmen, dass Marchand und Moll hier allein vor dem bösen Internet warnen wollten, dafür gelang ihnen aber im Gegensatz zu dem bescheuerten CHATROOM eine wirklich spannende Integration von virtueller Realität in den Kontext eines Thrillers alter Prägung, was einen über das etwas überhastete, wenn auch konsequente Finale gut hinwegsehen lässt.